The Prodigy

Da fehlt was. Was Großes. Das Konsolen-Spiel zur Audio-CD vielleicht. Voll 3D, Echtzeit, absolute Bewegungsfreiheit und immer feste uffe Fresse. Oder gleich ein wahnwitzig teurer Film, bei dem allenthalben was in die Luft fliegt, überhaupt dauernd Action ist und so dicke Dolby Sourround, dass ein jeder glauben muss: Diese unfassbar aggressiven Viecher da, die greifen voll in Echt an! Ohne Bonus, Baller, Bilder will die neue Prodigy-Schallplatte, auf die zuletzt immer weniger Menschen gewartet haben, uns nicht der Knochenschocker sein, der nach so langer Abstinenz notwendig gewesen wäre. Nichts gegen übersteuerte Beats und die schmutzigen SF-Geräusche, mit denen Liam Howlett inzwischen als Egoshooter auf Effektejagd geht; das knallt immer noch doll, auch wenn er zuvor ruhig ein paar frische Add-ons mehr hätte auf sein Laptop laden sollen. Auch in der Wahl seiner Vokalgäste bewies Liam durchaus Geschmack: Juliette Lewis, Liam Gallagher, Kool Keith, Princess Superstar, Twista und noch ein paar Seitenleute mehr brüllen, rotzen, rappen, flüstern sinnlich und fluchen finster, wie es bei Prodigy eben sein muss. Doch im Gegensatz zu dem Zeitgeist-Megaseller the fat of the land. wo zwischen Killern wie „Firestarter“, „Breathe“ und „Smack My Bitch Up auch mal überproduziertes Gedöns die Sinne trübte, lassen Sich auf ALWAYS OUTNUMBEREO NEVER outgunned überhaupt keine Monster finden. Nur Monstrositäten. Ein sicherlich sauteures Jacko-„Thriller „-Sample, das aber nicht kickt, zum Beispiel. Orientalisches und Orchester. Warp-Synthesizer und fiese Filterschieberei. Schall, Rauch und Rausch aus 80’s-Discos und anderen Tempeln, in denen die Luft steht. Nur noch wenig kann darüber hinwegtäuschen, dass Prodigy auf ihrer neuen Platte nicht viel mehr leisten als das, was Leute wie Jan Hammer, Moby und Michael Cretu in ihren Genres vollbringen und vollbracht haben: Orgelei, Nerdkram, Gebrauchsgut.