Coffee And Cigarettes – Soundtrack
Mixkassetten und moderne Soundtracks haben etwas gemeinsam: Der Mensch, der sie zusammenstellt, steht vor einem Dilemma. Sollen sich die Songs zu einem harmonischen Ganzen fügen oder ein Hit dem anderen folgen? Im ersten Fall droht Langeweile. Im zweiten Fall kann passieren, dass nach Motörhead Udo Jürgens schmachtet und dann die Titelmusik der „Muppet Show“ los nervt. Dem Regisseur hängt zudem ein weiterer Klotz am Bein: Die Tracks sollten zu den Bildern passen – nicht zwangsläufig zueinander. Bei coffee ano cigarettes hat sich Jim Jarmusch für den Mittelweg aus dem Dilemma entschieden. Souverän mischt er Hits mit Skurrilitäten, baut dazwischen ein paar Füllnummern und rundet das Ganze mit einem Meisterwerk ab. Iggy Pop und Tom Waits durften nicht nur im Jarmusch-Film mitspielen, sondern auch ein paar Songs beisteuern. Iggy ist sogar zwei Mal vertreten. Einmal lärmt er mit den Stooges, das andere Mal covert er den Richard-Berry-Klassiker „Louie Louie“. Dieser Krachversion setzt Jarmusch an anderer Stelle das entspannte Original von Berry und den Pharoahs entgegen und wirft gleich einen weiteren Klassiker hinterher: „Crimson & Clover“ von Tommy James & The Shondells. Für den Flow zwischendrin sorgen zwei wunderbare Oldschool-Ska-Nummern. So richtig groß wird Jim Jarmusch jedoch erst, wenn er Popland verlässt. Das Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler bildet den Höhepunkt des Soundtracks und zugleich das größte Problem. Denn wie bitteschön lassen sich symphonischer Weltschmerz und, sagen wir, die Skatalites, kombinieren? Homogen ist etwas anderes. Einem Dilemma kann man eben nicht entkommen.
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