Sam Ragga Band – The Sound Of Sam Ragga
Allmählich kann man sich vor deutschen Musikern, die die Sonne Jamaikas im Herzen tragen, nicht mehr retten. So nutzten die fünf Mitglieder der Sam Ragga Band nach ihrem Einsatz für Jan Delay die Gunst der Stunde und machten sich mit dem Album loktown hi-life vor kurzem selbstständig. Der Titel war als Hommage an den Hamburger Stadtteil Lokstedt zu verstehen, Songtitel wie „HH-Centric“ verstärkten den Eindruck von Lokalpatriotismus. Doch bevor Loktown ein ähnliches Mekka für Teenie-Touristen wird wie vorher Eimsbush, besinnt man sich teilweise auf Erlebnisräume jenseits der Hansestadt – wobei „Le Temps Vole“ mit französischem Text in dieser Hinsicht sicher den deutlichsten Verweis darstellt. Geblieben ist die entspannte und freundliche Grundstimmung der Band, die selbst bei einem politisch motivierten Song wie „Unhappy People“ nicht wirklich Relativierung erfährt. Auch Gastsängerin Nena gliedert sich in „Schade“ anscheinend ohne Berührungsängste in den karibischen Vibe ein. Eine wirkliche und zudem gelungene Überraschung ist die Version von Joy Divisions „Atmosphere“, mit der die Ragga-Rackerer zeigen, dass sie sich auch düster-wolkenverhangene Stimmung zunutze machen können. Mehr solcher Experimente hätten der Abwechslung sicher gut getan. Ihrem offenkundigen Ziel, aus der Reggae-Ästhetik eine universale Pop-Dialektik zu entwickeln, ist die Sam Ragga Band dennoch ein Stück nähergekommen.
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