Pearl Jam – Live At Benaroya Hall
Sparen Sie sich die Recherche: Auch der bemühte Kritiker hat nicht exakt herausbekommen, wie viel offizielle Live-Alben es inzwischen von Pearl Jam gibt. Ungefähr 70 sind es wohl, genau wissen das wahrscheinlich nicht mal Eddie Vedder und Co. Stellt sich die Frage: Was kann eine Band mit einem derart ausufernden Veröffentlichungswahn überhaupt noch veröffentlichen, das auch ein Nicht-alles-haben-Müsser haben muss? Ein Doppelalbum wie live at the benaroya hall zum Beispiel. Eingespielt am 22. Oktober 2003 vor zweieinhalbtausend Gästen in der Philharmonie von Seattle, Pearl Jams Geburtsstadt. Der erste amtlich veröffentlichte Akustik-Set in der Bandgeschichte der 92er Auftritt im Rahmen der MTV-Unplugged-Reihe ist nur illegal zu haben und auch in anderer Hinsicht eine Premiere: Songs wie das sanft evolvierende „Fatal“ und das melancholische „Man Of The Hour“, das Vedder-RegisseurTim Burton als Titelmelodie für dessen Fantasiemelodram big fish mafischneiderte, finden ihre Uraufführung hier und sind dem Publikum ebenso hörbar willkommen wie die ergreifenden Anleihen bei Johnny Cash „25 Minutes To Go“), Bob Dylan („Masters Of War“) und den Ramones „I Believe In Miracles“. Ihre Übersongs vom Debüt ten, „Alive“ und „Jeremy“, sparen Pearl Jam aus – was man bedauern und monieren kann, weil diese Stücke gerade in einem so intimen Rahmen fabelhaft gewirkt hätten. Andererseits: Wirklich vermisst hat man sie nicht, die frühen Pearl Jam, als die honigweichen Hendrix-Gitarren von „Yellow Ledbetter“ den Abend beschließen. Und das will weiß Gott etwas heißen.
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