Brandy – Afrodisiac
Brandy Norwood entspringt der seltsamen Talentspähermarotte, in Minderjährigen den neuen Erwachsenenkult zu erblicken. Sie und Aaliyah waren in den neunziger Jahren die ersten Teenies, die mit reifem Image den Popmarkt erobern sollten. Mittlerweile hat das ja leider Überhand genommen. Immerhin: Brandy machte in der Zwischenzeit einen Reifeprozess durch, wie sie jetzt selbst stolz hervorhebt: „I’m a better woman now. experience has made me who I am.“ Dem kann man nur zustimmen. Schon das Vorgangeralbum full moon war nichts mehr für die Kinderabteilung. Mit zickigen Hi-Tech-Sounds erneuerte Produzent Rodney Jerkins den Appeal der früher als brav und harmlos verschrienen Chanteuse aus Mississippi. Jerkins hat sich mittlerweile verabschiedet, doch die moderne Masche ist zum Glück geblieben. Nur setzt Brandy dabei nicht mehr auf den aggressiven Girl-Power-Gestus von Destiny’s Child oder Missy Elliott, sondern verstärkt auf Gefühl und Sinnlichkeit. Brandy hat ihre Ursprünge im Sinn, wenn sie singt: „Give me some 90s music, I want Timbatond on it. I know he can do it.“ Der so gelobte Produzent ließ sich dann auch nicht lumpen und besorgte der Sängerin ein paar Tracks, die man getrost unter reduziertem Futurismus subsumieren darf. Der Titelsong ist mit Bandoneon- und Orgelsounds ein besonders schönes Beispiel, doch man täte dieser Platte unrecht, konzentrierte man sich nur auf einzelne Momente, afrodisiac hat praktisch alles, was R’n’B heute ausmacht: Finesse, Ideenreichtum, Eleganz, Selbstbewusstsein, Abwechslung. Und obendrein entdeckt die Findungskommission keine Füller.
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