Nils Petter Molvaer – Streamer
Die Mode ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern. Was heute en vogue ist, geht morgen überhaupt nicht mehr. Aber in zehn Jahren kannst du deine „Punk Royale“-Hosen wieder anziehen. In der Musik ist das genauso. Je moderner der Zierrat diverser Musiken zum Zeitpunkt ihrer Entstehung, desto lächerlicher im Rückblick siehe: Country mit Drumcomputer in den Achtzigern. Als Nils Petter Molvaer vor sieben Jahren mit khmer als erster Jazzmusiker der neunziger Jahre mit zeitgenössischer Elektronik experimentierte – während vorher freilich schon viele Elektroniker „jazzy“ Einflüsse verarbeiteten und zu den gleichen Ergebnissen kamen -, war der Jubel groß. Menschen, die Jazz bisher für eine ansteckende Krankheit hielten, tauchten bei den Konzerten des norwegischen Trompetersauf. Molvaer wurde eine Pop-Sensation für eine Saison. Mit jedem weiteren Album nahm der Novitäteneffekt, die Legende des „Jazzmusikers auf der Höhe der Zeit“ ab. Auch wenn/gerade weil er nichts anderes tat als schon auf khmer, wo lyrische Trompetenfiguren um ambiente Klanggebilde tänzelten, der Jazz wieder Tanzmusik wurde. So gesehen ist streamer ein Live-Album, das niemand braucht, der auch nur eine einzige Platte von Molvaer im Schrank stehen hat.
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