Fahrenheit 9/11 von Michael Moore
Während man im Fernsehen zusehen darf, wie Bush und Rumsfeld mal wieder durch ihre Zähne lügen (Bush besteht gerade mal wieder auf Verbindungen zwischen Al Kaida und Hussein), ist man dankbar für einen Film wie fahrenheit 9/11. Man war zunächst noch etwas irritiert, weil Michael Moore seine erste Arbeit seit dem Oscar-Gewinn für Bowling for columbine dreist in das Deckmäntelchen einer Dokumentation hüllte, obwohl ihm Objektivität in diesem, sagen wir mal, hemmungslos subjektiven Essay über vier Jahre Lügen, Lügen, Lügen – a.k.a. die Amtszeit des 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten – im Grunde piepenhagen ist. Aber es fühlt sich gut an, wie Bush hier als dümmster und verachtenswertester aller Stupid White Men vorgeführt wird. Wie aus bowling for columbine bekannt, hat Moore ein unvergleichliches Talent, aus den fürchterlichsten Situationen unbequeme Lacher zu kitzeln und sie dann direkt auf Szenen knallen zu lassen, in denen sie sich einem dann im Hals verkanten. Als würde er eine „alternative Geschichte über die vergangenen vier Jahre“ ll.b. Times) erzählen, hakt Moore die Stationen des „Idiot Son of an Asshole Father“ NoFX in Washington in einer Reihe brillanter Episoden ab, bis er schließlich im Irak landet, wo er all die bewegten Bilder zerfetzter Gls, irakischer Kinder und misshandelter Gefangener hat, die das Pentagon nur zu gern unter Verschluss gehalten hätte, während 18-jährige US-Kindersoldaten die älteste uns bekannte Kultur zu den Klängen der Bloodhound Gang im Kopfhörer in Schutt und Asche legen. Burn, Motherfucker, Burn. Kein Amerikaner soll jemals wieder dumm fragen können, warum seine Nation in gewissen Teilen der Welt so gehasst wird. Gleichzeitig ist Moores tatsächliches Anliegen natürlich erzamerikanisch. Denn das „9/11“ steht hier im direkten Zusammenhang mit dem „Fahrenheit“, wenn man den Titel als Verweis auf Ray Bradburys Totalitarismus-Vision „Fahrenheit 451“ wertet: Die Einschränkung der persönlichen Rechte ist es. die Moore anprangert. Wenn Amerika schon nicht mehr das Land der Mutigen ist, dann doch wenigstens der Freien.
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