Stephen Miller Bosworth :: Johnny Cash

Mehr Kompilation als eigenständiges Werk dennoch lohnend.

Getroffen hat er ihn nie, den vielleicht größten Country-Sänger der Musikgeschichte; aber jeder Zeile des Briten Stephen Miller merkt man an, wie sehr er den letztes Jahr verstorbenen Meister bewundert. In beeindruckender Fleißarbeit hat der laut Klappentext“.seit 20 Jahren als Country-Fan“ Tätige aus Hochgebirgen von Publikationen die Lebensgeschichte des Mannes aus Kingsland, Arkansas rekonstruiert. Was sein Buch aus der Masse herausstechen lässt, ist die Liebe zum Detail. Als Quellen dienen bekannte Bücher [z.B. schrieb Cash ja gleich zweimal seine Erinnerungen auf], Zeitungsausschnittsammlungen befreundeter Fans, uralte loft in Mini-Auflage verbreitetel Honkytonk-Fanzines bzw. Querverweise aus Biografien von Zeitgenossen wie Jerry Lee Lewis, Presley, Willie Nelson, Pat Boone. So erfahren wir, warum seine Frau June Carter ihn oft nur „Cash“ nannte, dass der ihm von seinen Eltern gegebene Vorname eigentlich keinerwar, sondern lediglich aus den Initialen J.R. bestand, weshalb Cash zum weißen Lieblingsfeind des Ku-Klux-Klan wurde und dass er seine charakteristische Narbe am rechten Mundwinkel einer unfachmännischen Zysten-Entfernung während der Militärzeit in Deutschland zu verdanken hatte. Interessant auch, wie es kam. dass Cash zu seinem Bekanntenkreis die britischen Metaller Iron Maiden und Judas Priest zählte -Verbindungen wie diese trugen dazu bei. dass der im Kern konservative Sänger zu einer der lautesten Stimmen gegen den Zensurwahn in den USA der 80er wurde. Zu praktisch sämtlichen wichtigen Bezugspersonen in Leben und Karriere des Urgesteins fand Miller wichtige Hintergrundinformationen: Eltern, derjung verstorbene Bruder, die beiden Ehefrauen, Kinder, Lieblingsköter, diverse Prediger, Gitarrist Luther Perkins, Business-Persönlichkeiten von Sam Phillips bis Rick Rubin. Neue Fakten gibt es keine, aber aufgrund der Dichte, mit der das Bekannte aufbereitet wurde, ist der umfangreiche, flüssig und angenehm zu lesende (in Sachen Fotos allerdings arg sparsame) Band jedem Einsteiger bis Fortgeschrittenen in Sachen Cash durchaus zu empfehlen. (Als Begleitlektüre legen wir Franz Doblers gerade als Taschenbuch erschienenes „The Beast In Me“ dazu.