Das Cover von Sgt. Pepper von Walter Grasskamp
Der Zeitgeist ist ein flüchtiges Wesen. Jahrelang galt das „Weiße Album“ als das Beatles-Werk schlechthin, dann war sgt. pepper an der Reihe, heute einigt man sich vorzugsweise auf Revolver. Unstrittig blieb, dass das Pepper-Artwork ein ganz besonderes ist: Erstmals waren auf einer LP die Texte abgedruckt, die Beatles schufen sich ein alter Ego, posierten in befremdlichen Verkleidungen, und Fans und Chronisten versuchten seitdem zu enträtseln, wer da alles auf der Hülle abgebildet ist. Außerdem: kein Cover wurde seit 1967 häufiger zitiert und parodiert, von Frank Zappa bis zu den Black Fööss. Folglich haben wir es mit einer Ikone des 20. Jahrhunderts zu tun, Unterabteilung: Pop Art. Walter Grasskamp stellt die 30 x 30 cm große Pappe in ihren kulturhistorischen Kontext, berichtet von der aufwendigen Produktion, stellt den federführenden Künstler Peter Blake und dessen Schaffen vor. So weit, so gut; auch die Beleuchtung sonstiger Aspekte entspringt scharfer Analyse – wobei man sich bisweilen wundert, wie viele sonstige Aspekte so eine LP-Hülle haben kann. Da nähern wir uns dem einzigen Problem: Will man tatsächlich 128 große Seiten über eine – blasphemisch gesagt – verdammte Plattenhülle lesen? Grasskamp, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Münchner Akademie, ist kein Vorwurf zu machen; seine Abhandlung zeugt von Kenntnisreichtum und Herzblut. Nur: wer nicht gerade Kunsthistoriker ist oder sich dem wirklich harten Kern der Beatles-Fans zurechnet, erfährt hier mit Sicherheit mehr, als er überhaupt wissen will. Das ändert nichts an der Qualität des Buches. Eines Buches auf der Suche nach einer Zielgruppe.
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