The Roots – The Tipping Point
Für gewöhnlich basteln The Roots nicht nur an Musik, sie versuchen für diese auch einen geistigen Überbau zu finden. Ihr letztes Album stand ganz unter dem Zeichen der Phrenologie, also der Annahme, dass sich aus der Schädelform des Menschen Aussagen über seine Veranlagung und seinen Charakter ableiten lassen. Dieses Mal haben sie ihr Album nach einer soziologischen Studie von Malcolm Gladwell benannt, der sich in „The Tipping Point: Wie kleine Dinge Großes bewirken können“ damit beschäftigt, wie aus dem Verhalten einer kleinen Gruppe eine Richtschnur für die gesamte Menschheit entsteht. Gladwell verweist auch darauf, wie kleine Veränderungen den Charakter eines Individuums verändern können. Dieses Konzept haben sich The Roots nun zu Eigen gemacht. Nach Jahren der jazzorientierten Bauchmusik haben diese Künstler unter den HipHoppern ihre Methode hinterfragt und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie – womöglich aus Gründen breiterer Akzeptanz – stromlinienförmiger produzieren müssen. Das führte in einigen Fällen leider zur Angleichung an das HipHop-Standardformat. So hat Scott Storch in Miami zwei Tracks produziert, die sich vom dutzendfach adaptierten Digitalfunk eines Dr. Dre nicht allzu sehr unterscheiden. Reggae- und R’n’B-Einflüsse zu integrieren, kann man auch nicht als originelle Lösung bezeichnen. Komplett überflüssig ist „Dada“, mehr oder weniger eine Coverversion des Clubhits „Din Da Da“ von George Kranz, den Drummer ?uestlove nahezu unverändert nachtrommelt. Nur Funk-Versatzstücke alter Schule wie in „I Don’t Care“ und das jazzige „Stay Cool“ erreichen jene hohe Qualität, die man von diesen Wurzelbehandlern aus Philadelphia gewohnt ist.
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