Oranger – Shutdown The Sun

Von der US-Westküste heimgekehrte Touristen berichten ja immer gerne, dass San Francisco Kaliforniens europäischste Stadt sei. Da passt es denn auch ganz gut. dass Oranger, 1997 ebendort gegründet, irgendwie so gar nicht nach Sunshine State klingen, sondern ziemlich englisch. Was England nun mit Europa zu tun hat, darüber streiten sich die Geister, dass sich Oranger für eine US-Band ungewöhnlich deutlich an britischen Pop-Errungenschaften orientieren, ist allerdings unzweifelhaft. Der Opener „Cut Off Yer Thumbs“ klingt, als hätten die frühen Pink Floyd spaßeshalber in Nashville aufgenommen, beim Titeltrack geistern die späten Beatles durch das Szenario, ein bisschen Träumerle-Glampop ä la Tyrannosaurus Rex schimmert bisweilen durch, man singt gerne mehrstimmig, und ein paar Platten von Elvis Costello haben die vier aus der BayArea garantiert auch in der Sammlung. All das kulminiert in kompakten, hochmelodischen Songs, die ungeheuer viel Wärme und Weichheit ausstrahlen – im besten Sinne wohlgemerkt, denn zuckrig-soft ist hier gar nichts. Das Songwriting ist direkt und schnörkellos, die Sounds sind psychedelisch angehaucht, mit weiträumigem Hall und flirrenden Effekten. Es gibt viele Bands, die derartige Musik machen, aber nur wenige, die so stimmige Songs wie Oranger auf die Reihe bringen. Feine Platte.