Suburban Bucharest – Mahala Sounds From Romania
Die Krise der Schallplattenindustrie hat ja auch was Gutes: Die Chancen standen wahrscheinlich selten besser, ein anglophon sozialisiertes Rock- und Pop-Publikum mit dem Gegenteil dessen zu erreichen, was es seit Kindesbeinen an kennt. Raus aus der Rockmühle, rein in die Karpaten: Auf suburban BUCHAREST – MAHALA SOUNDS FROM ROMANIA hören wir Blaskapellen, die sämtliche Tempolimits überschreiten, Kneipenlieder aus dem Bauch des Kontrabass, Songs, deren Texte unter dem Diktator Ceausescu der Zensur zum Opfer fielen. Die zunehmende Zahl an Balkan-Folk- Produktionen, die Kusturica-Soundtracks, Shantels Bucovina-Club und die Taraf-de-Haidouks-Erfolgsgeschichte signalisierten bereits frischen Wind aus dem Osten, das hier aber ist salopp formuliert the real shit. suburban bucharest wird in den nächsten Wochen und Monaten durch die World-Musik-Abteilungen der Funkhäuser der Nation gereicht, ohne dass ein einziges Stück Radioformat besitzen würde. Sei’s der Suche nach dem wahren und wilden Leben im falschen geschuldet – diese Musik aus der Mahala, den Suburbs von Bukarest, erzählt von den täglichen Verwerfungen in einer Welt, die randvoll ist mit Liedern über das Hier und Jetzt. Lieder zum Ganz-schnell-Verlieben. Ich müsste lügen, wollte ich die verschiedenen Stile der Lautari-Musiker auseinander pflücken, der zeitliche Rahmen von den ersten Schellack-Aufnahmen (Zavaidoc] bis hin zu den aktuellen, von türkischer oder serbischer Musik beeinflussten Gypsy-Popsongs erschließt sich indes dem Hörer sofort. Die Musik der Lautari hatten sie damals fast schon kleingekriegt, zu Zeiten des totalitären Kommunismus wurde sie ins Frühstücksradio verbannt, doch draußen in den Gartenlokalen und auf Hochzeiten liefen die Songs von Romica Puceanu, von Maria Tanase und Dona Dumitru Siminica, die hin- und herwogenden Brass-Hymnen vom Orchester Gypsy Star. Analog zu der Wiederentdeckung der mährischen und böhmischen Folklore, die erst 15 Jahre nach dem Ende des Kommunismus im heutigen Tschechien stattfindet, erlebt die Vorstadtmusik aus dem Karpatenland eine deftige Renaissance. In Bukarest werden Cassetten mit dieser Musik an jeder Ecke für zwei bis drei Euro pro Stück feilgeboten, jetzt gibt es sie erstmals auf CD in unseren Läden. Die Osterweiterung Pop begonnen,und suburban bucharest wird eines ihrer Standardwerkewerden.
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