Dharma Punk von Noah Levine

Schreibt ein Süchtiger über den Weg seiner Genesung, also vom Abstieg in den höllischen Wahnsinn der Sucht, die Einsicht und die mühsamen Schritte zum Cleanwerden, so spricht man gerne von „Bekennerliteratur‘. Die hat mit zweierlei Schwierigkeiten zu kämpfen: zum einen ähneln sich die Schicksale von Süchtigen so sehr, dass gewisse Klischees unvermeidbar sind. Zum anderen schaffen es nur sehr wenige Autoren etwa Stephen King, auch den Teil nach den Abstürzen, also das Leben in der Genesung, interessant und unterhaltsam zu erzählen. Die vorliegende Autobiographie verspricht Ungewöhnliches: vom Junkie zum Meditationslehrer, der nach wie vor die Fahne des Punk schwenkt und die Energie des Hardcore positiv einzusetzen weifi. Noah Levine gelingt seine Selbstschilderung als drogen/alkoholsüchliger Punk sehr passabel, auch wenn sich diverse Klischees anhäufen: „No Future“ – die klassische Fehlinterpetation der Textzeile aus“.God Save The Queen„, Drogenkonsum als vermeintlicher Akt der Anarchie, das „Lebensmotto“ „live fast, die young“, Kriminalität zur DrogenbeSchaffung. Dass Levme aufgrund seines Alters immer wieder in der Besserungsanstalt aufgefangen wird, rettet ihm schließlich das Leben. Bis hierher kann ihm der Leser mühelos folgen, doch nun, da sich Levine ganz und gar der Spiritualität verschreibt und sich in diese genauso hineinstürzt wie zuvor in die Drogensucht, wird es schwieriger. Nicht deshalb, weil jetzt der Thrill des kaputten Straßenganglebens fehlt, sondern weil der Autor ständig in Schilderungen unnötiger Details schwelgt. Das steht seinem Ansinnen, den Leser für spirituelle Praktiken zu interessieren, im Weg. So verliert die gute Idee, Punk mit Buddhismus in Einklang zu bringen, letztlich an Relevanz, und auch andere bedeutende Ereignisse auf Levines Lebensweg verblassen. Die Unterstützung eines zur Sache neutral eingestellten Lektors wäre von unschätzbarem Wert gewesen. So werden nur diejenigen mit „Dharma Punk“ richtig glücklich werden, die sich ohnehin mit Dharma und Meditation befassen. Schade.