Brigitte Bardot – Divine B.B. DVD

Der Kollege, der das Büro betritt, während diese DVD läuft, irrt. Das hier ist nicht Claudia Schiffer, sondern das Original. Volume One. Brigitte Bardot. Über Schiffers stimmliches Talent ist zwar wenig bekannt, aber wahrscheinlich ist es klüger, wenn sie keine Gesangskarriere ins hübsche Auge fasst. Andererseits: Auch B.B. ist vor dem Mikrofon nicht gerade mit übermenschlichen Fähigkeiten gesegnet, was aber egal ist. Wirklich völlig egal. Den ReizderZweistunden-Doku divine b.b. machen nämlich ganz andere Dinge aus: Ihr Charme zuallererst, aber auch orginelle Songs und Bühnenbilder- Sechziger-Jahre-Ästethik bis der Arzt kommt. Die ersten beiden Blöcke bilden schwarzweifie TV-Shows von 1961 und 1963: Die Sixties-Popkultur hatte zu diesem Zeitpunkt in Frankreich offenbar noch nicht Einzug gehalten, B.B. singt dann auch gebremst hippe Chansons und Standards, begleitet von Trad-Jazzern und Melone tragenden Tänzern. Ganz anders ein TV-Special vom Januar 1968: B.B. mit Op-Art-Kleidchen, Op-Art-Ball und Op-Art-Leopard am Strand von Saint Tropez. B.B. mit Serge Gainsbourg und Maschinenpistole als „Bonnie & Clyde“. B.B. mit Lederstiefeln und schwerem Kraftrad in „Harley Davidson‘, mit Sacha Distel und Stirnband im skurrilen „La bise aux hippies“ (Gainsbourg traktiert die E-Gitarre], als „Metropolis‘-Barbarella in „Contact“, auf der Carnaby Street für „The Devil Is English“. Alles schön bunt. Alles so gestylt, wie sich heutige Retro-Designer jene Ära wünschen. Ein halbstündiges, unterhaltsames Making-Of und ein Duett mit Sacha Distel von 1973 [die französische Fassung von Stevie Wonders „You Are The Sunshine Of My Life“) beenden die Zeitreise. Und man wird zurückgebeamt ins Jahr 2004. Von Saint Tropez nach Giesing. DVDs können grausam sein.