Urlaub in Polen – White Spot

Als berufsbedingte Vielhörer haben es Musikjournalisten ja gerne mal etwas komplexer. Und wenn’s richtig komplex wird, kommt mitunter auch der Begriff „sperrig“ ins Spiel. Sperriges aber gehört nicht zwingend in die Musik, sondern unbedingt ins Möbellager respektive ins Möbelhaus und die richtig unhandlichen und schweren Sachen liefert zum Beispiel IKEA für zehn Prozent des Warenwertes in die eigenen vier Wände. Sei white spot aber, dem zweiten Album von Georg Brenner und Philipp Janzen aka Urlaub in Polen, würden wohl selbst die Schweden nicht liefern. Sondern die Ware lieber für sich behalten. Wohnst du schon oder machst du immer noch unterwegs Krach, ist eine der Maximen, denen sich Urlaub in Polen verschrieben haben. Vorzüglich gelingt die Umsetzung dieses Credos in „Four „Months“, in dem der Spannungsbogen zwischen verschärftem „Noisemaking“ und strukturiertem Songwriting extrem flott gehalten wird – ein Stück, bei dem auch Sebadoh und Oinosaur Jr. zweifellos ein eventuell vorrätiges Tischfeuerwerk gezündet hätten. Ist diese Form des Budenzaubers vorbei, kommen auch bei white spot die gewissen elektronischen Momente extra ins Spiel: metallisch-klirrende Loops. fiepende Beats, windschiefe Electronica. Gepaart mit verzerrten Gitarren, ist das äußerst treibend und kraftvoll im strammen Siebenminüter „Fuse“ – und mitunter auch dezent arty-farty wie im

künstlerisch sicherlich wertvollen „Panorama“. Das findet man dann mal so, aber auch mal anders – und fährt nach Diktat keinesfalls zu IKEA. Sondern nach Kattowitz und macht ebendort, genau: Ferien.