Wilco :: A Ghost Is Born
Jeff Tweedy entdeckt den Rocker in sich und lässt ihn raus.
Wilco kriegen den Hörer immer wieder dran. Auch dieses Mal mit a ghost is born. Und man weiß nicht, wie. Immer wieder anhören und nach einer fassbaren Konstante suchen. Jeff Tweedys Stimme vielleicht. Er singt leise die ersten Worte des Openers „At Least That’s What You Said“. Wunderbar. Nach zwei Minuten verstummt der Gesang jedoch, und es folgt ausufernder, teils bratziger Rockgitarrenschmerz, der nur durch einige Klaviersprengsel gelindert wird.
OK, schon yankee hotel foxtrot war bei aller Schönheit eine verwirrende Angelegenheit. Nach Song Nummer drei, dem über zehnminütigen krautrockigen „Spiders Kidsmoke)“, scheint der Fall diesmal jedoch klar: Wilco wollen ein bzw. ihr Rockalbum abliefern. Und so zerstört Tweedy wunderbar fragile Piano-Melodien durch verzerrte, teils ellenlange Gitarren-Soli. Ein Experimental-Rock-Album? Jeff Tweedy als Alt-Rocker enttarnt? Schön. Und gut, dass es doch nicht so einfach ist. Denn es folgen „Muzzle Of Bees“, ein verträumter, auf Folkes Spuren wandelnder Song, „Hummingbird“ (Piano! Streicher!), ein „Summer Teeth -mäßiger Hit. Cembalo-Sounds in „Company In My Back“. „I’m A Wheel“, ein verquerer Indie-Stampfer der Marke Lou Barlow. Überflüssig: der Tiefpunkt des Albums, das viertelstündige (!) „LessThan You Think“, quasi eine einzige Störgeräuschfläche. Erlösung folgt durch „LateGreats“. Ein (fast) schnörkelloser 2:30-Hit. für den Tom Petty sofort alle seine Gitarren verkaufen würde. Der Rest ist kurz erzählt. Produzent: Jim ORourke. Americana/Country: nur in feinsten Spuren vorhanden. Fazit: Jeff Tweedy ist nicht zu fassen. Und zwar in jeder Hinsicht.
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