Guns’n’Pilots – Velvet Revolve

Böse Zungen behaupten, dieses Album sei nur entstanden, weil seine Macher dringend, Geld brauchen. Und angesichts ; von jahrelanger chronischer Erfolglosigkeit, teuren Exzessen und noch teureren Anwälten ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Genau wie die Theorie, dass es eigentlich nur darum geht, früheren Bandmitgliedern den nonchalanten Mittelfinger zu zeigen – eben in musikalischer Form, was Axl Rose so richtig wehtun dürfte. Schließlich ist contraband genau das Album, das der egomane Sänger schon seit zehn Jahren vorlegen will und auch einen Namen (Chinese democracvJ, aber keine Songs und vor allem keine Musiker hat. Da sind ihm seine ehemaligen Buddies Slash, Duff McKagan, Matt Sorum mindestens zwei Schritte voraus: Sie haben mit Scott Weiland einen nicht minder exzentrischen, aber stimmlich hervorragenden Frontmann gefunden. Und mit Dave Kushner, der schon bei Dave Navarro oder Wasted Youth spielte, einen knallharten zweiten Gitarristen. Zudem erweist sich contraband auch rein musikalisch als echte Überraschung. Ganz einfach, weil die vermeintlich alten Säcke kein bisschen angestaubt klingen. Klar, ihre Vergangenheit können sie nicht vollends abstreifen – und das versuchen sie auch gar nicht. Scott nölt immer noch mit nasaler Depri-Stimme, Slash holt das eine oder andere „Sweet Child 0f -Mine“-Riff hervor, und die Songs bedienen sich ganz deutlich aus der Schnittmenge zwischen Pilots-Grunge und Gunners-Glam. Eben eine Stadion-kompatible Mischung aus bluesigem Hardrock, schmachtenden Balladen und lupenreinem Nihilismus der Marke Alice In Chains. Da schimmern die frühen 90er immer wieder durch, und längst nicht alle der 13 Songs sind wirklich klischeefrei. Aber: Das Ganze hat so viel Power, Druck und; Biss, als wollten es die gestandenen Herren noch einmal wissen. Als wären sie jung, hungrig und darauf aus, es allen Kritikern und Zweiflern zu zeigen. Und das, so muss man neidlos anerkennen, gelingt ihnen par excellence.