Otto – Sem Gravidade

Modern, elektronisch und dabei konsequent am Mainstream vorbei – mit Samba pra buhro wurde Otto in Brasilien noch als die Entdeckung des Jahres 1998 gefeiert. Kurzzeitig handelte man den Musiker aus Recife gar als Nachfolger des kurz zuvor verunglücken Mangue-Beat-Hohepriesters Chico Science. Sein Untergrund-Hit „Bob“ glänzte durch minimale Soundscapes aus Computerklängen und Turntables. Davon ist auf seinem dritten Album nicht mehr viel zu spüren. Zur Präsentation stiefelte Otto bei der WOMEX 2003 in Sevilla in zünftiger Rockbesetzung auf die Bühne, ließ die Gitarre zu den Trommlern der Nacäo Zumbi aufheulen und fabrizierte eine energetische Mixtur aus Maracatü, Rap und Rock. Tropicalia lässt grüßen. Einst nannte man diesen Ansatz progressiv. Heute dagegen gehört die Kreuzung verschiedener Stile in der MPB zum guten Ton. Glatt könnte man Otto mit Lenine verwechseln, einem anderen Nonkonformisten aus Recife. Kurioserweise scheiterte die Einführung des Brasilianers in Deutschland lange daran, dass ein witzewerfender Ostfriese die Markenrechte auf diesen Künstlernamen beansprucht.