Youssou N’Dour – Egypt
Die Muslime haben ein Imageproblem. Durchgeknallte Kamikaze-Killer missbrauchen die Religion zur gewaltsamen Durchsetzung politischer Ziele. Just in diesem Moment bezieht Senegals Starsänger Position und thematisiert auf einer epochalen Einspielung seine künstlerischen und kulturellen Bande zur arabischen Welt. Muhammads Lehre fiel auch südlich der Sahara auf fruchtbaren Boden und brachte mit den friedliebenden Muriden eine eigene, aus dem Sufismus hervorgegangene politisch-religiöse Bewegung hervor. Von radikalen Arabern ist man im Senegal also genauso irritiert wie von der kolonialen Mentalität des Westens. Für den tiefgläubigen Muridismus-Anhänger Youssou N’Dour war es eine Herzensangelegenheit, den Islam als Religion des Friedens und der Toleranz darzustellen. Auch in manchen früheren Songs spielte Religion bereits eine Rolle, egypt aber ist ein komplettes Konzeptalbum mit religiösem Inhalt. Einmal mehr schlüpft der berühmteste Sohn seines Landes in die Rolle des kulturellen Botschafters. Mit seiner Melange aus westafrikanischen und ägyptischen Klängen betritt N’Dour aber auch stilistisch Neuland – nachdem er die Fusion aus Pop und Mbalax seit den 8oer Jahren zu absoluter Perfektion getrieben hat. So entpuppt sich egypt auch als musikalischer Meilenstein – selbst wenn dieser Longplayer in Europa und Amerika unter den gegebenen Umständen weniger Beachtung finden dürfte als seine bisherigen Veröffentlichungen.
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