Devendra Banhart – Rejoicing In The Hands
Die Popmusik labt sich an derlei Geschichten: Armer Sänger wird von schwulem Pärchen als Hochzeitsmusikant engagiert und hat sein Coming-out als Entertainer. Bis ein Tape mit Songs von Devendra Banhart in die Hände von Ex-Swan Michael Gira gelangt, vergeht zwar noch eine Zeit. Aber Gira weifi sofort, diese Songs muss er auf seinem Label veröffentlichen, besser heute als morgen. 2003 erscheint oh me oh my … the way THE OAY GOES BY THE SUN IS SETTING DOGS ARE DREAMING LOVESONGS OF THE CHRISTMAS SPIRIT in den USA. Der Sänger und seine akustische Gitarre. Fingerpicking, Streichereinsatz. Auf rejoicing in the hanos stellt der 23-jährige, in Texas geborene Songwriter sich nun einem größeren Publikum vor. So frühstücke ich, so lebe ich. das ist mein Bart. Aus dem Ich kräuselt es hinaus in die Welt, hier, hör meinen Song, hör mir zu.
Früher haben seine Freunde diese Songs über Anrufbeantworter gehört, und viel mehr braucht man nicht für Banharts surreale Four-Track-Spirituals. Sie berühren. Ein trällerndes Falsett, eine Stimme aus einem Comedy-Automaten, ein verwundetes Tier. Banhart trifft aber auch den Ton, der dir Angst macht, weil du spürst, dass da etwas sehr nahe kommt. Manchmal zittert diese Stimme am Ende eines Songs noch etwas aus, als wolle sie die Anspannung ablegen, eine Stimme, die hinten aus der Kehle ganz heiser kommt und vorne mit einem Wimmern verschwindet. Über Devendra Banharts Stimme kann man Examensarbeiten schreiben oder noch einmal zu den historischen Supermännern und Wimmerhanseln finden – zu Nick Drake, Tim Buckley und „bobobobobob“ Marc Bolan. Man kann sich scheckig wundern und man wird schrecklich staunen: Was treibt denn „Heartbreak Hotel“. „Lawdy Miss Clawdy , „Blue Moon“ und „Blue Suede Shoes‘ gemeinsam in einen Song? In Banharts Liedern wird auf engstem Raum verdichtet: wie die Welt sich in Fünfsekundengedankenblitzen anfühlt und was das Klopfen aus der Ecke des Raumes wohl meint. „This Beard Is For Siobhan“, erfährt man weiter hinten auf diesem Album, und Banhart fällt in ein Stakkato. das sich so gut anhört wie nichts sonst in diesem Jahr: „A good time, a real good Urne, a good lime.“ Es sind 21 Songs, manche könnten 100 Jahre alt sein, andere brauchen nur30 Sekunden, um zu treffen. Und im Herbst erscheint bereits das nächste Banhart-Album. In der Zwischenzeit nicht vergessen: oh me oh my … über Young God Records mailordern.
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