Michael Rother – Remember – The Great Adventure

Als David Bowie vor ein paar Jahren gefragt wurde, was er denn für das größte Versäumnis seiner Karriere halte, antwortete er, dass er es wohl auf ewig bereue, auf seinen ’77er Alben low und heroes nicht mit Michael Rother zusammengearbeitet zu haben. Dem eigentlich geplanten – Schulterschluss der beiden stand damals vermutlich nur Bowies Plattenfirma im Weg, die fürchtete, dass sich ihr Künstler mit Rothers Zutun vollends im unliebsamen Feld der Experimentalmusik verlieren würde. So ganz geklärt wurde das aber nie. Fest steht jedenfalls, dass Bowie heute der Prominenteste unter den Prominenten im weiten Verehrerkreis Michael Rothers ist. Dazu gehört auch Herbert Gronemeyer. der nicht nur die drei regulären NEU!-Alben auf seinem Label Grönland wiederveröffentlichte, sondern sich nun auch auf Rothers neuntem Soloalbum remember the great adventure einbringt. Im Opener „Energy It Up (Part 1)“ singt sich Grönemeyer durch so ziemlich alle ihm verfügbaren Lagen, und es ist die Mühe wert: Von allen Seiten lässt Rother, dieser Magier, die Stimmen ineinander fließen, im Echo verhallen oder aufbrausen, manchmal fast völlig die minimalistische Elektronik überdecken, die durch den Hintergrund wabert. Und schon ist man wieder mittendrin in einer dieser berückenden, sphärischen, hochästhetischen Klangwelten, die Rother zum ersten Mal Anfang der Siebziger als vielleicht forschestes Mitglied der Düsseldorfer Schule aufschloss. Natürlich bläst es einen heute nicht mehr um, so was zu hören, aber wie Rother mit minimalem Aufwand zu den höchstmöglichen Ergebnissen kommt – das ist noch immer große Kunst.