Lenny Kravitz – Baptism

Ausnahmsweise die gute Nachricht zuerst: Die Krise, in der Kravitz Anfang des Jahrtausends gesteckt hat. Ist weitgehend überwunden. Es ist durchaus zu begrüßen, dass das neue Album, sieht man von den drei haarsträubenden Saxofon-Soli ab, die Kravitz aus den finstersten achtziger Jahren exhumiert zu haben scheint, in keiner Weise die „musikalische Wiedergeburt“ ist. als die er es bezeichnet. Wie ein junger Erwachsener, der nach ein paar richtungslosen Teenager-Jahren voller unmotiviertem Unsinn die moralischen Werte seines Vaters wiederentdeckt, unterlässt Kravitz den kopflosen musikalischen Zickzack-Lauf, der lenny so unterträglich machte, und verneigt sich stattdessen auf baptism wieder tief vor seinen musikalischen Idolen. Dass er damit bisweilen zu weit geht -„I Don’t Want To Be A Star“ ist mit seinem Bezug auf Hendrix‘ Version von „All Along The Watchtower“ und den typischen Beatles-Vokalarrangements zu durchschaubar -, ist leicht zu verzeihen, denn das Diebesgut ist meist wieder auf effektive Weise in Szene gesetzt. Die schlechte Nachricht dagegen ist, dass baptism, was die Qualität der Songs angeht, nicht ungleich are you sonna so my way durchwachsen ist. Auf jede simple, enorm effektive Komposition wie „Minister Of Rock’n Roll“ oder „Calling All Angels“ kommt ein belangloses Stück wie „Flash ‚ oder das zu introvertierte „Destiny“. Der Gastauftritt von Jay-Z, der Kravitz nach dessen Erscheinen auf the blueprint 2 noch was schuldig war, ist annehmbar, auch wenn es Crossover-geübteren Rap-Künstlern wie Cee-Lo oder Lauryn Hill sicher besser gelungen wäre, ihre Stimme weich auf den Soul-Beat zu betten. Alles in allem wird das Album Lennys Ruf rehabilitieren, ohne ihn aus der Pflicht zu entlassen, entweder zu der kompositorischen Form von let love rule zurückzufinden oder sich bald was Neues zu überlegen.