Der Junge mit der Gitarre – Im Affekt
Vor 18 Monaten wurde dem so genannten Jungen an dieser Stelle nahe gelegt, seine Gitarre an den Nagel zuhängen und wegzugehen. Er ist aber immer noch da. Er hat wieder eine Platte gemacht. Und jetzt bleibt nichts anderes übrig, als den Ratschlag zu wiederholen: ab ins Bett und Licht aus! Oder in Gottes Namen eine Instrumentalplatte. Denn die Melodien, die der Junge so zupft, tun in ihrer gefälligen Schlichtheit keinem weh. Aber die Texte, du lieber Himmel, das muss ihm doch mal einer sagen, dass das nicht geht. „Gebt uns das Kindergeld für eine Kinderwett, in der das Kind noch zählt, und zwar in bar.“ Dazu singt tatsächlich auch noch ein Kinderchor. Neben derart niedlicher Sinnlosigkeit macht diesmal sein vorauseilender Trotz den Jungen regelrecht unsympathisch“.Ich brauch‘ nur zwei Akkorde, der ME-Sounds flippt aus, doch sind es dann mal drei, dann gibt es gleich Geschrei. Das ist ja fast schon Pop, oh nein! „Das ist ja fast schon Pop? Ha? Mit dergleichen peinlichen Intention wird sein (längst vergessener! Antritt beim Grand-Prix-Vorentscheid 2003 kriecherisch verteidigt „Ich hab‘ es gut gemeint, doch vergebens. Die Welt aus Schein und Schön ist halt nicht meine. Ich bin da raus, ich bring‘ das jetzt ins Reine. Ichhab‘ den Feind gesehen. Das musste sein …“ Ist das nicht hässlich, dieses Zurückrudern? Fehlt es da nicht eklatant an Selbstwertgefühl? Doch, und darüber hinaus fehlt es an irgendeiner Linie, an Achtung vor dem gesprochenen Wort und dem Schönklang der Gitarre, an ein bisschen Zurücknahme und Orientierung an Leuten, die deutschen Pop machen, ohne sich selber zu disqualifizieren. Davon gibt es glücklicherweise genug, und der Junge mit der Gitarre kann fortan getrost schweigen. Das dann auch gerne im Affekt.
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