Gomez – Split The Difference

Mit der Arbeit im Studio ist es manchmal wie mit dem Abfeiern auf einer Partie es braucht kein tolles Equipment, um auf einen grünen Zweig zu kommen oder seinen Spaß zu haben. Was beim Feiern wie beim Arbeiten ja oft genug dasselbe ist. Gomez jedenfalls haben sich in ihre Heimat, das triste englische Industriestädtchen Portslade, zurückgezogen und gleich hinter einer Lagerhalle für Heimtierbedarf ihr eigenes Studio bezogen. Um dort, schon rein kellertechnisch, ihren Wurzeln möglichst nahe zu sein. Und das hört man split the difference auch deutlich an, rockt und rollt das Album doch ganz anders als der verhältnismäßig vertrackte Vorgänger in our gun von 2002. Der wiederum völlig anders klang als dessen Vorgänger liquid skin von 1999- Der sich seinerseits deutlich absetzte vom Debüt bring it on, für das die damals noch sehr jugendliche Combo mit dem „Mercury Award“ ausgezeichnet worden war, einer Art „Oscar“ der britischen Musikindustrie. Für eine „band ontherun“ macht das Quintett dann doch sehr entspannte Musik, mit erdigen Gitarren und noch erdigerem Gesang – ganz gleich, wer sich in diesem Kollektiv gerade ans Mikro stellt. Mal klingt das dann, als würden die Rüpel von Nirvana in die Villa der Beatles einbrechen („Don’t Know Where We’re Going’l. Oder als hätten ein paar Engländer eigens eine australische Geigerin entführt, um sich mit ihrer Unterstützung an ur-amerikanischem Liedgut zu versuchen („Sweet Virginia“!. Aber selbst Referenzen an Led Zeppelin – sonst sicheres Todesurteil für jeden Rocker, der etwas auf sich hält – bleiben hier erträglich, weil dem Song untergeordnet, nicht vorgesetzt. Herausragend: das Schlagzeug. Olly Peacocks ebenso leidenschaftliche wie abgebrühte Arbeit am Rhythmus ist das Fahrwerk, ohne das die Karosserie der Songs gar nicht denkbar wären. Nicht zertüftelt und expermientell um die Ecke wurde hier musiziert, sondern schnörkellos und geradeaus gerockt. Umso netter, wenn dann doch ein paar Schlenker eingebaut sind seien es fiese progressive Rhythmuswechsel oder verblüffende kleine Wendungen in der unaufgeregten Melodik. Denn diese Spontaneität kontert clever die Homogenität dieses Albums, indem sie Ansätze von Langeweile im Keim erstickt. So bleibt jeder Song eine jammende, bluesende, rockende oder ktampfende kleine Welt für sich, in der wir uns dann aber sofort wohl fühlen können, split the difference ist kein kurzatmiges Hit-Album, sondern ein solides, äh, Album-Album geworden. Der Teamgeist, hier spukt er.