Eskobar – A Thousand Last Chances

Wer fleißig und ausgiebig „Wendy“ liest, kann noch lange nicht reiten. Oder nennt gar ein Pferd sein Eigen. Behaupten wir jetzt einfach mal nassforsch. Aber: Wer sich der Lektüre ebenjenes Fachblatts hingibt, befindet sich zumeist kurz vor oder mitten in der ersten großen Lebenskrise – der Pubertät – und will ansonsten sehr weiblich werden. Behaupten wir mindestens genauso nassforsch. Das ist alles andere als einfach. Trost jedoch ist nah, weil es jetzt den Soundtrack fürs weibliche Erwachsenwerden unter besonderer Berücksichtigung des Tieres aus der Familie der Unpaarhufer gibt. A THOUSAND LAST CHANCES heißt er, es handelt sich dabei um das dritte Album von Eskobar, und die Musik des schwedischen Trios ist ausgemachte Mädchenmusik – und zwar für solche jeden Alters. „Big Sleeper“ geht noch als gut frisierte Verbeugung vor Chris Isaak durch, und „You Got Me“ ist hübsch beschwingt. Der große Rest der wie immer von Daniel Bellqvist gänseblümchenzart gesungenen Lieder aber ist nichts anderes als ein wohl klingendes, schonungslos verträumtes und herrlich langweiliges Sedativum. Irgendwann, so zwischen dem fünften und siebten verzärtelten und verkünstelten Song, müssen wir eingenickt sein. Als wir wieder aufwachten, schwante uns, dass wir geträumt hatten. Nicht vom „Wendy“-Jahres-Abo, nicht vom Galopper des Jahres, vielmehr von einem Besuch auf dem Jahrmarkt. Wir drehten uns im Kreis, wir fuhren Runde um Runde. Auf einem Fahrgeschäft mit Pferden. Eskobar hören heißt Karussell fahren lernen: ist anfangs ganz nett, auf Dauer aber doch etwas eintönig und ermüdend.