Delays – Faded Seaside Glamour

Das Großstadtgetriebe ist schuld. Und der steigende Flugverkehr hat auch sein Scherflein zum Start einer Musikerkarriere beigetragen. So jedenfalls will es uns die Produktinformation Glauben machen, die dem Debütalbum der Delays beiliegt: „Es waren Flugzeuge, die ihn provozierten und zum Singen verführten – in seinem Jugendzimmer am Rande des Southhamptoner Flughafens klimperte erzürn Dröhnen der landenden Jets und sog ihren Zauber des Indie-Ferne-Schweifens ein.“ Mal ganz abgesehen davon, ob das nun gut ausgedachter Quatsch oder nichts als die reine Reklame-Wahrheit ist: Poetische Prosa im Zeitalter der Globalisierung ist es allemal. Danke, Boeing, merci Airbus – und flugs (sie!] hin zu Greg Gilbert, der während seiner Adoleszenz nahe des Flughafens von Southhampton wohnte. Wo er heute residiert, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass er der Sänger der Delays ist, zumeist am laufenden Stimmband falsettiert und mit seiner Band auf dem Debütalbum faded seaside Glamour allerfeinsten Zuckerbäckerinnen-Pop herstellt. Das flirrende und sirrendschone „Long Time Coming“ gehört dazu, das aus einem Ofen der sechziger Jahre stammende „Hey Girl“ ebenfalls, und bei dem Rest der Songs wird auch tüchtig in der Zitaten-Schatzkiste gewühlt. Darin finden sich die Hollies, die Kinks, die Byrds aber auch Musikanten, die in den achtziger Jahren zugange waren: die chronisch unterschätzten The La’s etwa, desgleichen die Cocteau Twins. Sensationell oder gar neu ist das, was die Delays auf faded seaside Glamour veranstalten, nun wahrlich nicht. Aber erfrischend, emphatisch und beschwingt ist es auf alle Fälle. Und deshalb hören wir den Opener mit dem Titel „Wanderlust“, haben Flugzeuge im Bauch und stiefeln los. Im Frühtau zu Berge. Macht zusammen mit den Delays garantiert Laune.