Isobel Campbell – Time Is Just The Same

Hoffen wir zugunsten der Beschuldigten, dass sie ihre Version von Sonny Bonos „Bang Bang“ vor Film und Soundtrack „Kill Bill Vol. 1“ geplant/aufgenommen hat. Ansonsten gäbe es Punktabzug für Isobel Campbell wegen Unoriginalität. An sich ist ja die Idee, einen Song 1:1 zu covern, superfantastisch, weil bei Coverversionen immer „der andere Zugang“, „das Ungewöhnliche“ gefordert wird. Und wo das Ungewöhnliche zum Gewöhnlichen wird, wird das Gewöhnliche gewöhnlich zum Ungewöhnlichen. Isobel Campbell covert die düsterere Nancy-Sinatra-Version des Songs der im Sonny-&-Cher-Original ein bisschen zu leichtfüßig daherkommt – induding Hall und Kanaltrennung Irechts die Gitarre, links die Stimme! 1:1 auf ihrer EP time is just the same. Dazu das lange angekündigte Duett mit Mark Lanegan, „Why Does My Head Hurt So?“, ein vokales Rework des instrumentalen AMORiNO-Songs, das weniger ein Duett ist als ein Lanegan-Song, bei dem der Screaming Tree mit Raucherstimme kracht und Campbell einmal ein Ströphchen lang dazu hauchen darf. Wirklich funktionieren tut das nicht. Im Gegensatz zur neuen Version von „The Breeze Whispered Your Name Part II“, hier nicht als Bossa-Nova-Pop, sondern als bittersüße Ballade, die von Piano und Streichern dominiert wird. Isobel Campbells Songs sind nicht in Stein gemeißelt, sie dürfen leben, sich verändern. Und dann zum Schluss der Hit: das Cover von „Argomenti“, ein Song, den Ennio Morricone 1971 für Astrud Gilberto geschrieben hat. Auch hier Originaltreue bis in die Fingerspitzen, bis hin zum italienischen Gesang. Ansonsten herrscht Wohlklang mit Streichern und gedämpften Posaunen. Nenn es Pusteblumenpusten und Maiwiesenduft in Musik.