Avril – Members Only
Das hier ist mehr als Methadon für die Ohren. Das hier ist ein flotter Gegenentwurf zu dem, was Air mit talkie walkie abgeliefert haben:
schnarchnasiger Sofakartoffelsound, für den man die eigenen vier Wände nicht mehrverlassen muss; die Afterwork-Party auf dem heimischen Kanapee. Das hier ist members only, das neue Album von Frederic Magnon, dem Mann hinter Avril. Mit Geraune und Gezischel aus dem Großstadtgetriebe hat es der Opener „Urban Serenade“ beinahe geschafft, einen in schwelgerischen Zucherbäckerinnenpop einzulullen – da fährt dem eskapistischen Hörerlebnis „Be Yourself“ in die Wohlfühlparade. Knüppelnd, mit hart und kalt aufeinander prallendem Synthie, Gitarre und Bass. Und einem Text, der ist wie die beste Schreibe von Vornamensvetter Beigbeder: zynisch, direkt, unmissverständlich. In einer Welt der Fashion-Addicts sind nur die Bankkonten der Modemacher ganz und gar eins mit sich selbst. Ein höchst abwechslungsreiches, zuweilen auch indifferentes Album ist members only; „Can’t Stand Your Ex’s Rock Band“ geht in Richtung Indie, „Eve+++++“ hat den elektronischen Ansatz der Achtziger und insbesondere Depeche Mode auf der flirrenden Rechnung, und „Quand Tu Fais Ca“ frönt Streichern, einer vermeintlich erotischen Niedlilslchkeit und bringt Frauenchöre nach vorn. So etwas hätte auch der Mutter aller Franzosen, dem großen Serge Gainsbourg, gefallen. Du kannst „Chanson“ dazu sagen. Und du musst wissen, dass Brüche bei Avril nicht nur erlaubt, sondern ein Muss sind – und ein Mindestmaß an Mumm ist sowieso unabdingbar.
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