Midnight Oil – 20.000 Watt R.S.L. DVD
Zyniker, so heißt es, sind im Grunde genommen nur enttäuschte Idealisten. Mit aufrechten Überzeugungstätern wie Midnight Oil können sie indes traditionell wenig anfangen: Politisch war die australische Combo zeit Lebens einfach ein paar Spuren zu korrekt, das Image der singenden Sozialarbeiter und Greenpeace-Aktivisten ließ Peter Garrett und seine Band nicht gerade super-sexy aussehen. Ob Hedonisten per se bewunderungswürdiger sind, sei allerdings auch dahin gestellt. Ebenso wenig darf man vergessen, dass zur Blütezeit Midnight Oils noch ein anderer weltpolitischer Wind wehte: Die USA wurden von einem subkompetenten Ex-Schauspieler regiert (na gut, so viel hat sich nun auch wieder nicht verändert), die friedliebende Sowjetmacht walzte Afghanistan nieder, Atomkraftgegner galten als Staatsfeinde und auf jedes Kaff in Ost und West war eine Rakete gerichtet. „We’d like to change the world“, singt denn auch Garrett beim Song „One World“, und wenn man die gesammelten Werke Midnight Oils so Revue passieren lässt, dann muss man feststellen, dass sie wahrlich kein Thema ausließen: Krieg und Frieden, der Umgang mit Minderheiten, Rassismus, Naturschutz und herbe Kritik am Dollar-Imperialismus -‚ obwohl in den achtziger Jahren das Wort „Globalisierung“ noch lange nicht erfunden war. Eigentlich müssten heutige Attac-Aktivisten Midnight Oil ein Denkmal setzen. Zwar sind die 20 Video-Clips auf 20.000 watt r.s.l. nur von durchschnittlicher Güte, das Qualitätsspektrum der Musik reicht immerhin von brauchbar bis durchaus hörenswert. Natürlich wirkt der Achtziger-Jahre-Sixties-Revival-Rock mit seinen Punk- und Wave-Anleihen heute mehrheitlich ein wenig angejahrt, doch eine Handvoll Songs haben die Zeit ganz gut überdauert. Als Befürworter des fairen Handels bieten Midnight Oil natürlich viel DVD fürs Geld, 13 Live-Mitschnitte, vier Bonus-Songs und eine halbe Stunde Interview sind korrekt. Das macht dann insgesamt rund 185 Minuten Spielzeit.
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