Golden Earring – The Devil Made Us Do It DVD

Der niederländischen Formation Golden Earring gelang es in den siebziger und achtziger Jahren als einer der wenigen Bands vom Kontinent zumindest zeitweise die anglo-amerikanische Rock-Vorherrschaft zu brechen. 1961 in der Prä-Beat-Ära in Den Haag gegründet, erspielte sich das seit 1969 mehr oder minder konstant operierende Quartett mit George Kooymans (Gitarre, Gesang, Rinus Gerritsen [Bass], Cesar Zuiderwijk (Schlagzeug] und Barry Hay Gesang, Gitarre, Flöte, Saxofon! eine international erstaunlich große und treue Angängerschaft. Zeit also, die seit mehr als vier Dekaden währende Karriere zu untersuchen. In nur wenigen Wochen Abstand legten die Veteranen unter dem Titel the devil made us do it gleich drei erstaunliche Retrospektiven vor: Eine 4-CD-Box, die abgespeckte Version mit zwei Scheiben und die kompetent kompilierte, zweistündige DVD-Rückschau. Die Wühlerei im Archiv, die tief in die Frühzeit der Combo führte, legt so manches verschollen geglaubtes Kabinettstückchen frei: Ein rarer 8mm-Farbfilm von der frühen holländischen Hitsingle „That Day“, aufgezeichnet während eines Clubauftritts 1966, ist das Tor zum kunterbunt-psychedelischen Zeittunnel. Der stilistische Wandel am Ende der Sechziger könnte krasser kaum sein: Die lieblichen Beatheroen mit Mod-Frisuren und Samtkitteln im Carnaby- Street-Look mutieren mit dem Querflöte getriebenen „Back Home“ übergangslos zu langhaarigen Prog-Rock-Revoluzzern – „Holy Holy Life“, „Buddy Joe “ und „Stand By Me“ rocken satt und kompakt, lassen bereits die aufkeimende Glam-Rock-Ära erkennen. Mitte der Siebziger werden TV-Auftritte sporadischer – dafür würdigen Golden Earring fortan jede Single mit einem Promoclip. Wenn man bedenkt, dass dieses Medium damals noch in den Kinderschuhen steckte, sind die optischen Umsetzungen von „Radar Love“ und dessen Nachfolgern „Instant Poetry“, „Weekend Love“ und „Long Blonde Animal“ erstaunlich gut gelungen. Kleine Meisterwerke im Minispielfilmformat kredenzten die Niederländer ab den US-Charterfolgen „Twilight Zone“ und „When The Lady Smiles“ klar, 1981 wurde ja auch in den USA MTV aus der Taufe gehoben. Dass die Band in all den Jahrzehnten ihre rustikalen Wurzeln nicht verloren hat, beweist zu guter Letzt die semiakustische Version der 69er-Single „Another 45 Miles“ von 1992.