Schandmaul – Wie Pech & Schwefe
Im Zuge der Nachwende-Jahre hat sich die Mittelalter-Szene als feste künstlerische und kommerzielle Größe auf dem Pop-Musikmarkt etabliert. Dabei haben sich zwei Arten von Bands herausgeschält: Die eine bemüht sich um historische Quellen und versucht, so nah wie möglich am Original zu bleiben [zum Beispiel Corvus Corax). die andere Art spielt relativ normalen Rock, der mit Mittelalterinstrumenten angereichert ist (Beispiel: In Extremo). Die Münchener Schandmaul fallen in die zweite Kategorie, sie spielen süßlichen Rock in der üblichen Besetzung, der mit Instrumenten wie Dudelsack, Drehleier, Schalmei und Geige seine mittelalterliche Färbung erhält. Ein weiteres prägendes Element ist Sänger Thomas Lindner, der mit schmelzender Stimme Märchen von Drachentötern, Geisterschiffen, Tyrannen und verbotenen Küssen singt. Es gehört schon eine bestimmte esoterisch-kindliche Haltung zu dieser Musik, die freilich weit verbreitet ist, wie die Tatsache zeigt, dasswiE pech & Schwefel bereits das vierte Album von Schandmaul ist und der Vorläufer narrenxönig (2002) sich zum Szene-Bestseller entwickelte. Das ändert freilich nichts daran, dass sämtliche Lieder auf diesem Album viel zu niedlich und überzuckert ausfallen und dazu griffig sind wie ein nasses Stück Seife. Sie erwecken den Eindruck, das Mittelalter sei eine Puppenstube gewesen.
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