Mum – Summer Make Good
Zauberhaft. Zauberhaft war das richtige Wort, um die zauberhafte Musik der zwei Isländer zu beschreiben, damals, als sie auf ihrem Debüt YESTERDAY WAS DRAMATIC, TODAY IS OKAY ausloteten, welche profunde Melodien sich unter der oszillierenden Oberfläche minimaler Elektronik verbergen können. Das klang dann wie ein japanischer Stich auf zerknittertem Büttenpapier, viel knisternde Schönheit, pastellene Farben und feine Tintenstriche. Aufgenommen wurde summer make gooo in einem Leuchtturm auf Island, abgemischt im Studio der wesensverwandten Sigur Rös. Wind rauscht. Brandung brandet, Computer pluckern. All diese erzählerischen Elemente haben die beiden inzwischen in Berlin residierenden Isländer beibehalten. Leider haben sie aber auch zwei Freundinnen – die waren zwar schon am Debüt beteiligt, haben sich aber damals kaum ans Mikrofon getraut. Ihre Stimmen aber dominieren summer make gooo, und das ist ein Problem – weil es keine Stimmen sind, nicht einmal Stimmchen. Ihr erbärmliches Piepsen legt sich wie Mehltau über die vertrackten kleinen Kompositionen und raubt ihnen jeden Zauber. Dass selbst Kleinmädchenstimmen einen gewissen Reiz entfalten können, hat unlängst Isobel Campbell mit ihrem grenzwertigen Gesang belegt – was Mum hier abliefern, klingt wie die Vertonung von Tagebucheintragungen einer 12-Jährigen, ein verhuschtes Leiden an der Welt, unter der Bettdecke, unterTränen. Und das geht nicht. Man will ihnen nicht einmal mehr helfen, man will sie einfach nur zerquetschen. Und das kann’s ja auch nicht sein. Hoffen wir also auf ein Zerwürfnis – oder einen Remix, der gnädigerweise auf die damlichen Dämchen verzichtet.
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