SBB wizje – Autory- zowana historia zespolu

1974 bis 1980 gab es ein Trio in Polen, von dem es heißt, es habe unermüdlich entweder Platten eingespielt drei davon in der BRD beim Kraan-Label Spiegelei oder Konzerte gegeben. Dazwischen zog die kleine Dreifaltigkeit mit Gastmusikern in irgendein Rundfunkstudio und nahm diverse Sessions auf. Geschlafen haben sie in diesen Jahren nicht und gegessen auch wenig. Es gab ja nichts. 1977 musste Supergitarrist Apostolis Anthimos pausieren, weil er von 62 auf 48 Kilogramm Lebendgewicht abgemagert war. Die Band hieß SBB und praktizierte 20-minütige Suiten mit Keyboard-Gitarre-, Gitarre-Bassund Schlagzeug-Schlagzeug-Duellen. Anfangs dachte man fast, Grand Funk Railroad rempelten sich durch den kompletten Mahavishnu-Orchestra-Katalog. Selbst vor Philly-Sound schreckte das oligonationale Trio nicht zurück. Keine Studioplatte klingt wie die andere. Und mit den Konzerten muss es ähnlich gewesen sein: Da bastelten sie an einer Art kontinuierlichem Stück, ohne Abkucken von den Studioplatten. Seit 2000 agiert Bandchef und Keyboarder Jozef Skrzek, den man könnerisch neben Keith Emerson und Rick Wakeman [kein Wit2l] auf ein Podestchen stellen darf, mit dem Griechen Apostolis Anthimos und dem amerikanischen Drummer Paul Wertico. Ein umtriebiger Plattenladen in Katowice steuert die Aktivitäten und veröffentlicht fleißig Liveaufnahmen. Ganz klar, dass das SBB-Universum langsam unübersichtlich zu werden drohte. Es gibt daher eine 500seitige, prall bebilderte und mit den abenteuerlichsten Zischlauten verzierte Bandbiographie. Die Diskographie dürfte für Artrock-Sammler eine wahre Schatzkiste sein. Als Appetithappen ist obendrein eine CD mit neun Liveaufnahmen aus jeder nennenswerten Bandperiode beigelegt, zu einem Preis, der hiesige Verleger in den Suizid treiben würde. An der Tatsache, dass acht Millionen Polen deutsch sprechen, doch nur 6.000 Deutsche polnisch, wird diese Veröffentlichung wenig ändern. Aber auf Seite 73 ist zu lesen: »Ja? Hände hoch!« Und mit etwas Phantasie kann man rekonstruieren, dass die drei ahnungslosen Solidarnosc-Apologeten 1978 in Heidelberg für RAF-Terroristen gehalten und festgenommen wurden. Was spielen sie auch auf Festivals, die die DKP organisiert.