Dave Gahan

Früher lag die Schamgrenze höher. Wenn ein neuer Künstler seinen ersten Live-Tonträger veröffenllichte, tat er das nicht unbedingt nach dem ersten Studio- album. Aber: wir haben schließlich das DVD-Zeitalter, in dem jede Tournee jeder Band auf Bildtonträger dokumentiert wird, was über kurz oder lang das klassische Live-Album überflüssig machen wird. Und schließlich ist Dave Gahan nicht unbedingt ein Newcomer, auch wenn er 20 Jahre gebraucht hat, bis er 2003 mit paper Monsters sein erstes Soloalbum veröffentlichte. Als Solist schöpfte Gahan auf seiner letztjährigen Solo-Tour auch aus dem Songkatalog von Depeche Mode, was vom Publikum immer ein bisschen mehr bejubelt wurde als die Songs von paper Monsters. Das war eben nicht die Tournee eines Sängers namens Dave Gahan, sondern die des Depeche-Mode-Sängers Dave Gahan. live monsters dokumentiert einen Auftritt Gahans im Pariser Olympia. Wir hören das komplette paper monsters-Album plus die Mode-Songs „Walking In My Shoes“, „Personal Jesus“. „I Feel You“ und „Never Let Me Down Again“ (drei Songs einer Radio-Akustik-Session und die Doku „Live Monsters-AShort Film“ in der Bonusabteilung). Die Konserve vermag die Energie von Gahans Soloauftritten [die immer ein wenig unter dem Level der Depeche-Mode-Auttritte lag] allerdings nicht einzufangen. Die Kamera ist nah dran, aber was auf der Bühne geschieht, bleibt weit weg. Das alte Problem vieler abgefilmter Auftritte: Live-Live hat eben eine andere Qualität als Wohnzimmer-Live.