Soulfly – Prophecy
Vielleicht ist es die Angst vor dem Stillstand, die ihn treibt. Vor der Lethargie und Selbstgefälligkeit, die er schon bei so vielen Zeitgenossen und bei seiner eigenen Band erlebt hat. Die lähmt, zersetzt, zu Trennungen und erschreckend schwachen Platten führt. Dem greift Max Cavalera vorweg, indem er nie mit denselben Musikern arbeitet und sich keinem festen Sound unterwirft. Das hat er seit seiner Trennung von Sepultura im Jahr 1997 kontinuierlich durchgezogen – und tut es auch auf seinem vierten Soloalbum, das den viel sagenden Titel prophecy trägt. Denn Max Cavalera ist jemand, dessen Experimentiergeist oft belächelt wird, der nur an früheren Erfolgen wie dem bahnbrechenden roots gemessen wird und jetzt als Exot gilt. Dabei ist der gebürtige Brasilianer einer der wenigen Erneuerer und progressiven Köpfe des Genres. Weiler über den ideologischen Tellerrand blickt, Viel reist und vor keinem noch so kruden Grenzgang zurückschreckt. So zog es ihn diesmal nach Schottland, Sibirien und in seine geliebte Heimat, wo er mit lokalen Musikern und unorthodoxen Instrumenten wie Dudelsack, Bläsern, Sitar und Flamenco-Gitarre arbeitete. Das Ergebnis ist eine große, grollende Wall Of Noise voller sägender Gitarren, polternder Drums, Cavaleras Grunzgesang und vielen wirren Soundeffekten. Hardcore, Metal. Punk, Worldbeat – eine ungewöhnliche Mischung, aber spannend. Genau wie die Gäste, die er sich dafür ins Studio holte: Dave Ellefson Ex-Megadeth], Bobby Bums IPrimer 55] oder Mark Rizzo Ex-lll-Ninol. Erstklassige Musiker, die den ambitionierten Abhandlungen über Liebe, Glaube, Familie und Vernunft die nötige Wucht verleihen – ohne gängige Klischees oder schalen nostalgischen Nachgeschmack, prophecy ist frisch und frontal. Ein Fels in der Brandung der zeitgeistlichen Entgleisungen – groß, mächtig, imposant und stolz. Zudem mit einem ganz besonderen Schmankert: ein Cover von Heimets „In The Meantime“, das Cavalera mit so viel Inbrunst rüberbringt, als hätte er es selbst geschrieben. Respekt.
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