Wynton Marsalis – The Magic Hour
Es gab Zeiten, da konnte Wynton Marsalis seine Produktionslust kaum bremsen. Umso erstaunlicher ist es, dass the magic hour tatsächlich sein erstes Studioalbum nach fünf Jahren ist. Und das als Einstand beim neuen Label, das ihm gleich zur Begrüßung zwei seiner Exklusivkünstler zur Seite stellte: Dianne Reeves und Bobby Mc-Ferrin. Ansonsten ist Wynton Marsalis als gar nicht mehr so umstrittener Verteidiger der afro-amerikanischen Musikkultur den Konstanten seines bisherigen Schaffens treu geblieben. Im klassischen Quartett-Verbund gibt es vom New-Orleans-Marching-Sound bis zu Swingiaden ä la Ellington nichts, was Marsalis nicht schon mehrfach revitalisiert hat. Doch auch wenn der stilistische Unterschied zu den ganzen Vorgänger-Alben marginalzu sein scheint, so macht er doch das Faszinierende von the magic hour aus. Marsalis schnörkelloser, kraft- und saftvoller Trompeten-Sound ist nicht nur auf Edelmaß geeicht, sondern traut sich auch schon mal spektakulär auf harmonisch rutschigen Boden. Das zwölfminütige Titelstück verwandelt sich so zu einer Achterbahn, auf der Marsalis die Trompete schauerlich schleifen lässt, während die Rhythmusgruppe auf irrwitzige Ideen kommt. Und was haben bis dahin Dianne Reeves und Bobby Mc-Ferrin geleistet? Reeves hat sich als Ella Fitzgerald verkleidet, während McFerrin nur noch ein Schatten seiner vergangenen Vokal-Artistik ist. Aber glücklicherweise gibt es ja diesmal einen Wynton Marsalis, der unüberhörbar seinen zweiten Frühling in vollen Zügen geniefit.
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