The Mountain Goats – We Shall All Be Healed
Musiker, die in den persönlichen Bestenlisten von Pop und Rockkritikern sagenhafte Top-Ten-Positionen einnehmen und deren Platten schon heiß geliebt waren, bevor sie ein größeres Publikum erreichten, haben es ja so leicht nicht. Die Mountain-Goats-Mini-LP beautiful rat sunset zähle ich nach wie vor zu den zehn besten Platten der neunziger Jahre, es folgten ein halbes Dutzend LoFi-Prototypen: allesamt Sendungen aus der seltsamen und gefährlichen Welt des John Darniette, die schon zu viele Schrammen abbekommen hat, um sie noch zu zählen. Es gab und gibt ein paar Eckpunkte im Wirken der Mountain Goats, die Sequels über Schweden und das „Alpha Couple“, und wenn nicht alles täuscht, beginnt John Darnielle gerade einen Zyklus über Belgien, das Land der Kindermörder und EBM-Bands. Schon auf der letzten Mountain-Goats-Platte zu hören waren Peter Hughes Bass! und Franklin Bruno am Piano, einer, der selber so schrecklich nahe gehende Songs schreiben kann, dass man es aus Gründen des Selbstschutzes tunlichst unterlassen sollte, sie am Stück zu hören. Für die Mountain Goats gilt das trotz eines kurz aufblitzenden Humors allemal und immer wieder. John Darnielle ist ein ruheloser Geschichtenerzähler, früher schrabbelte er einsam und hastig die Gitarre, heute lässt er sich mitten hinein in den Band-Sound fallen. Seine Stimme schneidet die Geschichten wie mit dem Tapetenmesseraus, sie handeln auch von den kleinen Siegen, die man feiern kann, wenn man immer noch am Leben ist. Und Platten wie diese macht. Platten wie diese machen sowieso nur John Darnielle und die Mountain Goats, gleich, ob nun Lo-, Hi- oderwasauch immer Fi draufsteht. Irgendwann, schreibt John Darnielle in den Liner Notes, hätte er damit begonnen. Listen aufzustellen. Eine davon hat er hier auch abgedruckt, sie enthält die Titel von verschiedenen Platten, etwa Curtis Mayfields LivE-Album, ein Lou-Reed-Bootleg aus Australien, das komplette Werk von Bad Company, Jerry Jeff Walkers s/t. Listen sollen ja beruhigend wirken auf die Nerven von uns Männern. „Für mich“, schließt John Darnielle dann seine Anmerkungen, „haben die Listen alles nur noch schlimmer gemacht. “ Darauf dieses Album: WE shall all be healed.
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