Electronic Music Made In Germany -Neue Heimat U

Immer noch sitzt da ein buttergesichtiges Mädchen neben einem kaum weniger blässlichen Knaben in Casual Wear auf dem Cover. Die beiden schauen, versunken in die Musik, die aus einem Discman über Kopfhörer in ihre Ohren schallt, ins Nichts. Immer noch sieht das so aus, als wäre die CD eine Beigabe einer Kampagne für den Discman. Doch da der bald dem Walkman in den Hardware-Himmel folgen wird, bekommt er keine Kampagnen mehr. Die mit heißer Nadel gestrickte Compilation-Serie neue heimat darf indessen noch ein klein wenig weiterleben. Was ihr auch nicht eben einfach gemacht wird. Electroclash wurde über Peaches hinaus wenig wahrgenommen, der Kölner Kompakt-Speicher machte sich in Form und Funktion zu rar, um auf Breite zu wirken, und am anderen Spielfeldrand bringen die großen Dekonstrukteure Funkstörung alsbald eine Platte mit richtigen Songs heraus. Zurück bleibt für neue heimat a viel Musik, die vor allem Aufregung vermeidet. Zu viele Weichmaeher sind darin. Ein paar Tracks kommen uns sogar schon wieder ziemlich trancig, leicht tranig sind sie fast alle. Die töpfchenguten Ausnahmen sind böse IOJ Helll, verträumt IHeiko Voss im DJ Koze-Remix], folkloristisch (N.O.H.A. mit ihrem Hit „Balkan Hot Step“] und sowieso ganz weit vorn (DJ DSL remixt Jazzanova). Elektronische Musik ist ja nicht plötzlich langweilig geworden. Nur eben viele Menschen, die diese Musik machen.