Sportfreunde Stiller – Burli
burli, das bayerische Pendant zum hochdeutschen „Bürschchen“, sollte anfangs nur als Arbeitstitel für dieses Album herhalten. Dem Frohsinn dieses notorisch gut gelaunten Trios aus einem Münchner Vorort entsprechend. Doch irgendwann dämmerte es den Sportfreunden Stiller wohl: Einen besseren Namen hätten sie kaum finden können für ihren dritten Longplayer, den sie erst unter Erfolgsdruck als Sorgenkind gebaren, dann über Wochen im spanischen Wohlfühlstudio von Produzent Uwe Hoffmann aufzogen und jetzt der Öffentlichkeit als formvollendeten Prachtknaben präsentieren wollen. Wie man den Spross richtig anfasst, instruieren sie gleich in den ersten Sekunden: „Du musst es laut anhören.“ Das ist weiß Gott keine neue Erkenntnis bei dieser Band, kann man da murren – oder aber es als einen ersten erfreulichen Hinweis darauf nehmen, dass vieles beim Alten geblieben ist auf burli. Was sich denn auch schnell bestätigt. Schon der nächste Song, „Ein kleiner Schritt“, ist ein famoser, vor Optimismus und Political Correctness geradezu strotzender Punkrock-Mitmüsser, wie man ihn eben nur den Herren Brugger, Linhof und Weber abkaufen will. Und dass die vorausgeschickte Single „Siehst du das genauso?“ neben hübsch arrangierten Pianoparts einige der substantiellsten Textzeilen enthält, die Peter Brugger bisher geschrieben hat, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein: „So lang ich mich erinnern kann, fängt das Wünschen immer wieder von vorne an.“ Wenn das Album einen dann aber doch mal überrascht letwa mit dem rasanten Doppelpass von Metal und Ska in der augenzwinkernden Selbsthommage „Wir kommen“, spricht das für eine Band die ihren Spieltrieb nach wie vor auszuleben versteht. Glücklicherweise sind die Sportfreunde Stiller vom musikalischen Erwachsensein noch ein ganzes Stück entfernt. Wie gesagt, burli ist ein treffender Titel.
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