U2
Nichts hat man U2 so oft, so heftig und so häufig auch zu Recht vorgeworfen, wie ihren Hang zum Pathos, zur übergroßen Geste. Ihre „Elevation‘-Tour 2001 stand allerdings unter dem Zeichen der Reduktion. Kein übermächtiger Hightech-Pomp beherrschte die Bühne, alle Konzerte bis auf die beiden Finaltage fanden in Hallen statt; die Band und ihr einschlägig vorbelasteter Frontmann verzichteten weitgehend auf Gimmicks und konzentrierten sich auf die Darbietung ihrer Musik. Auch auf dem pittoresken Gelände am Ufer des Boyne, unterhalb der imposanten Silhouette des Slane Castle. präsentierten sich die vier Iren als gereifte Superstars, die keine Zappeleien, keine Mephistomasken mehr nötig haben, und manchen ihrer Klassiker „0ne“, „Sunday Bloody Sunday“ gerade durch weniger dick aufgetragenes Sentiment neue Frische verleihen. Umso deutlicher wird in den rund zwei Stunden, dass U2 geradezu das Musterbeispiel für eine Band sind, bei der das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile: Hier sind keine überragenden Solisten, keine Genies am Werk – aber in seiner Geschlossenheit entwickelt das Quartett auch live eine imposante Kraft. Die Beschwörung des Kollektivs – auch unter den 80.000 Fans die vorherrschende Emotion. Das ist offenbar auch Bono bewusst, der diese Rückkehr an den Ort, wo U2 zwanzig Jahre früher eines ihrer ersten Open Airs als Vorgruppe für Thin Lizzy gespielt hatten, in einer seiner Ansagen passend als „Stammestreffen“ bezeichnet. Ergänzt wird der Mitschnitt in der Bonussektion durch drei mit einer 36o°-Kamera aufgenommene Songs, einen U2-Kalender und Weblinks. Am reizvollsten aber ist die kurze Doku jener Aufnahmesessions im Ballsaaal des Slane Castle, die 1984 zum Album theunforgettablefire führten: Fast schon rührend zu erleben, wie diese noch ziemlich naiven und trotz teilweise unglaublicher Frisuren mit großem Ernst von sich überzeugten Jungspunde damals unter der behutsamen Anleitung von Brian Eno und Daniel Lanois ansetzten, die Rockwelt aus den Angeln zu heben.
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