Red Hot Chili Peppers
Live At Slane Castle DVD
Live-Dokument, neuester Stand: 18 Songs, vor idyllischer Kulisse schön inszeniert.
Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Red Hot Chili Peppers tatsächlich langsam erwachsen werden: Auf der Bühne tragen sie keine irren Ver-I kleidungen mehr, Anthony Kiedis wird ein wenig runder, und selbst Flea, ansonsten ein Garant für aufsehenerregendes Gebaren, spielt brav und routiniert seinen Bass. Ist dieser sieht- und hörbare Reifeprozess nun gut oder schlecht? Schwer zu sagen. Sowohl als auch trifft es wohl am besten. Der Konzertmitschnitt, gefilmt im August 2003 vor der malerischen Kulisse des Slane Castle in der Nähe von Dublin, hat zweifellos seine Höhepunkte. Nur: Die intensivsten Momente sind nicht mehr von rasant dargebotener Funkrock-Ekstase erfüllt, sondern beinahe besinnlich. Der im Studio längst perfektionierte Harmoniegesang funktioniert auch auf der Bühne prächtig und trägt einiges zum Pop-Appeal bei, ein funky Knallerwie „Give ItAway“ wirkt beinahe wie ein Fremdkörper, ein Relikt längst vergangener Zeiten. Keine Missverständnisse: Die Band rockt noch immer, doch die feurige Dynamik, die zappelige bis manische Bühnenpräsenz hat einem deutlich ernsteren Habitus Platz gemacht. Und einem Repertoire, dass man über weite Strecken als gut gespielten Mainstream-Rock bezeichnen muss; Hits wie „ByThe Way“. „Califonication“ und „UnderThe Bridge“ bestimmen den Kurs, und während Anthony Kiedis, Chad Smith und Flea ihrer Arbeit hochprofessionell aber vergleichsweise zurückhaltend nachgehen,mimt ausgerechnet der sonst so schüchterne Joe Frusciante den Rockstar, den Gitarrengott mit wallender Mähne. Gegen Mitte der Show fällt die Band um „Purple Stain“ herum zwar kurzfristig in ein Spannungstief, doch bei „Right On Time“ – mit seinem netten „London-Calling‘-lntro – geht es auch schon wieder rapide aufwärts. Schön auch das barock verspielte Gitarren-Bass-Duell am Beginn von „Californication“. Nur der Vollständigkeit halber: Bild- und Tonqualität der 102 Minuten langen Show sind absolut brillant, als Option gibt es bei sechs Songs diverse Backstage-Projektionen, die der geneigte Fan auch noch als Bildschirmschoner verwenden kann.