600% Dynamite

Über ein Jahr ist seit dem Erscheinen der letzten DYNAMiTE-Compilation vergangen, und wenn das Musikkneipen- und Studenten-Radio-Barometer nicht lügt, greift das Reggae-Fieber gerade von den bohemistischen In-Crowds auf größere Teile der musikinteressierten Menschheit über. Dass die DYNAMiTE-Reihe zu den tauglichsten Einstiegsdrogen für Reggae-Novizen zählt, hat sich weithin rumgesprochen: 250.000 Exemplare sind bislang von den fünf stilistisch weit gefächerten Zusammenstellungen verkauft worden. Das Schone an dieser Reihe ist doch, dass sie (fast) beliebig ausbaufähig ist. Die Compiler vom Londoner Soul Jazz Label haben sich auch bei Nummer sechs nicht lumpen lassen und wieder ein super-eklektisches Reggae-Album zusammengestellt, das sowohl Hit-Wünsche bedient als auch Sammler-Tracks und Obskures präsentiert. Auf 600V, dynamite werden erstmals die Pforten der Dancehalls der achtziger und neunziger Jahre weit geöffnet lu.a. Tenor Saw, Papa San, Xterminator), ältere Spielarten des Reggae treten etwas in den Hintergrund. Mit „Under Mi Sensi“ von Alozade & Hollow Point, 2003 für den Greensleeves-Riddim-Sampler clappas produziert, steht so etwas wie ein Link in die Reggae-Traditionen dem Album vor: Der Track ist eine Adaption des gleichnamigen Barrington-Levy-Klassikers auf einem superfetten Streetbeat. Schönen Dank auch für die Harry-Mudie-Produktion „Combination Drifter“ mit I Roys grellen, langen „Yeahs“ und Yabby Yous Roots-Marker „Conquering Lion“ aus den frühen Siebzigern. Und wo geht’s mit 700% dynamite hin?