Bert Jansch – Avocet

Ende der siebziger Jahre ein Folk-Album herauszubrin-, gen, war kein leichtes Unterfangen: Im Punk- und New-Wave-Zeitalter galten die akustischen Töne schlicht als tot, eng verknüpft mit der damals verhassten Hippie-Kultur. Bert Jansch, in den Sechzigern und frühen siebziger Jahren einer der Motoren der britischen Folkbewegung, fand für avocet nicht einmal eine heimische Plattenfirma, das Album erschien zuerst auf einem Mini-Label in Dänemark, bevor es ein Jahr später in England veröffentlicht wurde. Nicht nur der Folk an sich, auch Bert Jansch im Besonderen waren damals ziemlich abgemeldet: Jansch, der nach seiner Zeit bei Pentangle gegen Mitte der siebziger Jahre in den USA aufnahm, hatte mit amerikanisch klingender Musik die britischen Folk-Puristen vergrault und hielt sich mit Pub-Gigs und Konzerten in Skandinavien über Wasser. Mit avocet gelang es ihm jedoch, noch einmal in den britischen Musikmagazinen zu landen, die sich ansonsten ganz dem Punk verschrieben hatten. Das Instrumentalwerk wurde sogar sehr wohlwollend aufgenommen und versöhnte auch die englischen Folkies. Bert Jansch hatte sich auch tatsächlich große Mühe gegeben; avocet, nun erstmals komplett auf CD erhältlich, klingt unverkennbar britisch, traditionelle akustische Klänge mit Flöte, Fiddle und Gitarre werden durch dezenten Einsatz elektrischer Instrumente abgerundet, ohne dass die fragile, verspielte und bisweilen sogar jazzige Grundstimmung darunter leidet. Schön britisch verschroben auch das ornithologisch inspirierte Konzept des Albums: Die sechs Songs widmete Jansch je einem Wasser- oder Küstenvogel, das 18-minütige Titelstück beispielsweise dem Säbelschnabler. Da klingt „Avocet“ dann irgendwie doch eleganter.