Jeff Buckley :: Live At Sin-É

Ein Klassiker aus der Klitsche: die kompletten Sin-E-Tapes des zwischen Folk, Blues, Jazz, Soul und Rock irrlichternden Frühvollendeten.

Aus der Mücke wird ein Elefant. Denn, daran sei hier erinnert, auf der Urversion von live at sin-6 befanden sich vier Songs – „Mojo Pin“, „Eternal Life“, Van Morrisons „The Way Young Lovers Do“ und Edith Piafs „Je neu connais pas la fin“ -, die Gesamtspielzeit lag bei 26 Minuten. Jetzt lasst sich auf zwei randvollen CDs plus einer Bonus-DVD (Interview und drei Live-Performances) nachhören und -sehen, was sich an zwei magischen Abenden, dem des 19. Juli und des 17- August 1993, in der coolen Location mit den Ausmaßen einer Besenkammer tatsächlich zutrug. St. Marks Place, New York City, war in jenen Tagen „the place to be“, denn dortselbst gab ein unfassbar talentierter Wahnsinniger in Jeans und weißem T-Shirt ganz allein zum Klang eisiger E-Gitarren-Splitter Einblicke in sein Seelenleben, seine Songwriterqualitäten („Grace“, „Lover, You Should’ve Come Over“] und seinen wahrhaft enzyklopädischen Musikverstand. Dylan covert er („Just Like A Woman“, „I Shall Be Released“, „If You See Her, Say Hello“], Led Zeppelin („Night Right“), Nina Simone, Van Morrison, Leonard Cohen, Klassiker aus Blues („Strange Fruit“) und Soul („Drawn In My Own Tears“). Dazwischen schwadroniert er über die Doors und Miles Davis, Classic Rock Radio und alles, was ihm so durch den Kopf geht. Und in jeder verdammten Sekunde vibriert Buckley der Jüngere hier vor Energie, ist er Feuer und Flamme, lässt er seine Stimme – wie einst Vater Tim – auffahren in himmlische Höhen und hinabsteigen in nachtschwarze Tiefen. Dass Mary Guibert das musikalische Erbe ihres im Mai 1998 ertrunkenen Sohnes mit der gebotenen Pietätverwaltet – auch wenn dieses live at sin-E-Set bereits die vierte posthume Veröffentlichung ist -, sei ausdrücklich gewürdigt. Schließen Sie also die Welt aus, öffnen Sie Ihre Ohren und Ihr Herz: Ein Frühvollendeter geht auf einen unvergesslichen Trip – und killt uns ganz sanft mit seinen Songs.