Ron Carter – The Golden Striker

Klassischer gehts nimmer. Was bei einem Bassisten wie Ron Carter aber auch nicht überrascht. Die strahlende Geste, das Sprintvermögen ist bei Carter nie taktisch eingesetzt worden. Er ist Stilist durch und durch, ausgestattet mit dem Sinn für die kraftvolle Subtilität und besitzt bis heute einen schon fast einzigartig langen poetischen Atem. Das Spektakuläre steckt denn somit auf The Golden Striker im Detail. Wie die Bälle mit nur wenigen Bewegungen hin- und hergeschoben und -gespielt werden und sich daraus ein ganze Szene entwickelt, ist auch Jazz in allerbester Reminiszenz an das legendäre Oscar-Peterson-Trio. Weshalb Carter, Mulgrew Miller [Klavier] und Russell Malone [Gitarre] sich ganz dem balladesken Innen und Außen widmen, wo sie Blues- und Modern-Jazz-Spuren hinterlassen, die für die Ewigkeit gemacht sind. Und plötzlich kann man selbst das elendig ausgefranste „Adagio“ aus Rodrigos Schmalz-Gitarren „Concerto de Aranjuez“ wieder genießen, weil Emotionen nicht hochgekocht, sondern auf ihre Transparenz reduziert werden. Es ist keine Überraschung, dass ein Album wie The Golden Striker einfach mit dem Gaumenkitzler für alle Jazz-Kulinariker, mit „Autumn Leaves“ enden muss.