Cassandra Wilson – Glamoured
Man glaubt, den Trick nur allzu gut zu kennen, und hört doch immer wieder mit glühenden Ohren und freudig pochendem Herzen zu: Was Cassandra Wilson auf früheren Alben aus Van Morrisons „Tupelo Honey“, Robbie Robertsons „The Weight“, Bob Dylans „Shelter From The Storm“ und anderen bekannten Vorlagen machte. Atemberaubendes nämlich, wie sie ihnen unbekannte Dimensionen abgewann, lief) einen glauben, man lausche diesen Klassikern zum allerersten Mal. Nicht anders geht es einem mit glamoureo: Diesmal indes sind es Vorlagen von Sting („Fragile“), Willie Nelson I „Crazy“, Dylan mal wieder LLay Lady Lay“) oder Muddy Waters LHoney Bee“), die einen sanft umgarnen und betören, dazu gibt’s einen veritablen Soul-Evergreen („If Loving You Is Wrong“) und eine Reihe durchweg respektabler Eigenkompositionen. Der musikalische Duktus ist trotz der Verpflichtung des Hip-Hop-informierten Produzenten Fabrizio Sotti gleich geblieben: viel Akustikgitarren-Gezupfe, dezentes Schlagwerk, prägnante Bass-Linien, mitunter eine tief im Blues gründelnde Harmonika. Wieder spielt sich vieles in lasziv-seelenvoller Slo-Motion ab – einzige Ausnahme: das perkussive „I Want More“ -, wobei Cassandra Wilsons kehlige, immens ausdrucksstarke Stimme die Richtung vorgibt: vom Mississippi-Delta zu den Clubs von Manhattan und zurück. Wenn die Nacht nicht enden will, kann glamoureo trösten und – wer weiß? – womöglich sogar Leben retten.
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