The Temptations :: Psychedelic Soul
Soul: Das Beste der Temps unter der Regle von Norman Whitfietd.
1968: Die Temptations, bis dahin Motowns führender Männergesangsverein, stehen am Scheideweg. Frontmann David Ruffin, Stimme auf Klassikern wie „Ain’t Too Proud To Beg“ oder „My Girl“, muss die Gruppe nach Streitigkeiten mit der Label-Geschäftsleitung verlassen. Und die simpel gestrickten Drei-Minuten-Songs über verlorene Liebe scheinen unter dem Eindruck von Sgt. Pepper überholt. Neue Töne sind gefragt – und eine neue Stimme. Dennis Edwards kommt. Und Norman Whitfield, Hausproduzent und progressivster Motown-Musiker, nimmt die Temps unter seine Fittiche. Cloud Nine, veröffentlicht im Januar 1969, wird zum Startschuss für eine ganz und gar erstaunliche Neuerfindung des bis dahin nicht eben wagemutigen Sounds: nervös pulsierender Rhythmus, harte Gitarrenriffs, fast völliger Verzicht auf aufwändige Gesangssätze, stattdessen kraftvolle, fast schon gerappte Leadvocals mit Texten, die man so von Motown noch nicht gehört hat. Cloud Nine gewinnt einen Grammy, und die Temptations haben ihr Konzept modernisiert. Fortan etablieren sie federführend einen neuen Soul, der zunehmend das gängige Songformat sprengt, mit üppigen Sinfonien wie „Runaway Child Running Wild“ oder „Friendship Train“ neue musikalische Welten erschließt und textlich neues schwarzes Selbstbewusstsein transportiert. Zu Höhepunkten dieser psychedelischen Ära werden zweifelsohne das legendäre „Papa Was A Rolling Stone“ und das nicht minder gewaltige „Masterpiece“. Gleichzeitig geraten beide Stücke jedoch auch zum Overkill: Von der Gesangsgruppe Temptations ist bei den Aufnahmen kaum noch etwas zu hören, ihre Vokalqualitäten geraten in den Hintergrund. Mitte der Siebziger besinnen sich die Temps – und Whitfield – wieder auf alte Stärken und kehren zurück zu griffigerem Songformat und ausgearbeiteten Gesangssätzen. Das Beste aus der Psychedelic Soul-Ära ist hier auf zwei CDs festgehalten. Berauschend!
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