Tied & Tickled Trio – Observing Systems

„Vorne stehen der Gesang und die Gitarre und hinten passiert alles Mögliche.“ So beschrieb Micha Acher das Klangkonzept für das jüngste The-Notwist-Meisterwerk Neon Golden. Es zu verwirklichen, rieb richtig auf. Zurück vom Rande des durch Frickelei in Sachen Schönheit Machbaren und leer gespielt auf einer Tour, in der The Notwist gesundeten am gerne wieder exzessiv lautstarken Zusammenspiel, waren die Acher-Brüder bereit, an der Seite von Johannes Enders und Andreas Gerth das Tied & Tickle Trio zu reaktivieren. Gereinigt, wach und durstig genug, um das System der Organisation rund um die Improvisation neu auszuloten zwischen Konzentration und Fluss, elektronisch-experimenteller Reduktion und dem sich an der gegenseitigen Inspiration erbauenden Zusammenspiel einer großen Besetzung, die dann auch die große klangliche Fülle nicht scheut. Observing Systems –

eine Wortschöpfung des Kybernetikers und Systemtheoretikers Heinz von Förster –

steht per Eigendefinition für diesen in variabler Größe musizierenden Apparat, der in der Beobachtung und Reflexion die Beobachtung selbst mit einschließt. Was den Kopf in diesem Überbau (vielleicht zuerst über)fordert, erreicht direkter noch den Bauch. Das Tied & Tickled Trio selbst sucht den unmittelbaren Kontakt zum Greifbaren immer wieder im ausgeprägten percussiven Spiel. Auch in der Orientierung am für Eingeweihte viel mehr eine Glaubensrichtung als den Stand eines schnöden „Stils“ einnehmenden Dub darf im weiteren Sinne als Erdung verstanden wissen. Und was ist die intuitive Improvisation, wenn nicht das Resultat ausgeprägter Instinkte. Menschennatur pur? Und somit wohl das Gegenteil von abstrakt. Dass im Ergebnis Observing Systems durchaus spirituell zu nennende Erfahrungen möglich macht, stellt übrigens keinen Widerspruch dazu dar.

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