Art Ensemble Of Chicago – Tribute to Lester
Ganz aktuell ist diese Erinnerung an ihren Trompeter Lester Bowie, der 1999 verstarb, nicht mehr. Bei der Aufnahme 2001 war das Art Ensemble Of Chicago gerade mal ein Trio. Mit Roscoe Mitchell, Malachi Favors und Famoudou Don Moye. Seit Anfang dieses Jahres ist man jedoch zu 80 Prozent wieder in der Originalbesetzung, dank der Rückkehr von Joseph Jarman. Den drei Kollegen ist auf Tribute to Lester in Bowies Namen viel eingefallen, um einem der legendärsten Jazz-Trompter einen würdigen Abschied hinterherzuspielen. Wie in seiner über 30-jährigen Historie zeigt das AEC, dass Jazz keine Frage des Alters, sondern der spirituellen Fitness ist. Allein in der zwölfminütigen Improvisation „As Clear As The Sun“ schleudert Mitchell wie in Trance seine Sax-Girlanden heraus, sprühen Favors und Moye vor percussiven Reizen nur so über: Freejazz taucht hier erhobenen Hauptes wieder aus der Versenkung auf. Jazz als Organismus, Prozess und undogmatisches Drehkreuz – das ist bis heute die einzige Spezialität des AEC geblieben, bei der afrikanische Archaik, Blues und New-Orleans-Splitter mit Entertainer-Augenaufschlag kombiniert werden. Der wohl schönste Moment des Abschieds gelingt Roscoe Mitchell an der Flöte, in der „Suite For Lester“. Mit einer Aria im barocken Stil, auf die Johann Sebastian Bach stolz gewesen wäre.
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