David Byrne :: Lead Us Not Into Temptation

Soundtrack: Der ehemalige Chef der Talking Heads setzt weiterhin auf anspruchsvolle Klangkunst statt auf trivialen Pop.

Irgendwie hat er sich selbst in eine ruhige, kleine Nische manövriert: Raus aus der Position des trendsettenden Kosmopoliten, der auf tausend Partys gleichzeitig tanzt, hin zu einem stillen Künstler, der an einigen wenigen ausgewählten Projekten arbeitet. Und das waren in der jüngsten Vergangenheit weniger Soloalben und Tourneen als Fotoausstellungen, sein World-Beat-Label „Luaka Bop“ oder der Soundtrack zum neuen David-MacKenzie-Streifen „Young Adam“. Eine Adaption der ’54er Novelle des Beat-Poeten Alexander Trocchi, die im düsteren Nachkriegs-Schottland spielt. Um dieses Flair auch ja authentisch einzufangen, hat es Byrne ins nasskalte Glasgow verschlagen, um mit renommierten Indie-Künstlern wie Mogwai, Belle & Sebastian, The Delgados oder Appendix Out zu arbeiten. Und das mit einem ebenso spannenden wie ungewöhnlichen Ansatz: Byrne gab zwar das (synthetische) Fundament sowie konkrete Noten vor – ließ seine Partner aber frei entscheiden, in welcher Reihenfolge diese zu spielen sind. Insofern besteht die größte Überraschung darin, dass das Ergebnis nicht in Avantgarde, in freie Form und völliges Chaos abdriftet, sondern vielmehr in klaustrophobische Schwarzmalerei. Die basiert auf einem diffusen, minimalistischen Instrumentarium aus Keyboards, Streichern, Gitarre, Bass und Schlagzeug und driftet in ihren leichten Momenten wie „Seaside Smokes“ oder „Canal Life“ auch mal in Richtung Swing ab. Lead Us Not Into Temptation ist mehr als der Score zu einem hochbesetzten Streifen (Ewan McGregor, Peter Mullan) – es ist eigenständiges Kunstwerk.

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